Tag des Ehrenamtes: Für Flüchtlingsinitiativen gibt es weiterhin viel zu tun

Der mühselige Weg in die Integration

Am Tag des Ehrenamtes geht es um diejenigen, die sich freiwillig engagieren - etwa in der Flüchtlingshilfe. Wolfgang Schmitz von "Willkommen in Brück" erzählt im DOMRADIO.DE-Interview, warum Hilfe dort jetzt besonders gebraucht wird.

Flüchtlinge und Ehrenamtliche backen / © Markus Scholz (dpa)
Flüchtlinge und Ehrenamtliche backen / © Markus Scholz ( dpa )

DOMRADIO.DE: Warum engagieren Sie sich in der Flüchtlingshilfe?

Wolfgang Schmitz (ehemaliger WDR-Hörfunkdirektor, engagiert sich im Verein "Willkommen in Brück"): Ich engagiere mich deshalb, weil mir wie vielen anderen vor Jahr und Tag klar geworden ist, dass das für die gesamte Gesellschaft eine große Herausforderung ist, der wir uns stellen müssen. Wir wissen alle, dass es ohne ehrenamtliches Engagement nicht zu leisten wäre, den Weg in die Integration erfolgreich zu gehen.

DOMRADIO.DE: Sie haben Familie. Das Ehrenamt frisst viel Zeit. Was sagt Ihre Familie dazu?

Schmitz: Die findet das okay. Bisher haben wir es hinbekommen, dass es meiner Familie an nichts fehlt. Die Geburtstage der Kinder und Enkel sind nach wie vor ganz oben auf der Liste.

DOMRADIO.DE: Schauen wir mal auf Ihr Ehrenamt: Sie engagieren sich für den Verein "Willkommen in Brück". Was machen Sie?

Schmitz: Wir beschäftigen uns mit dem mühseligen Weg in die Integration. Viele der Flüchtlinge, die wir begleiten, sind ja schon länger in Deutschland. Und da geht es jetzt um diese Fragen: Wie kommen sie an eine vernünftige Ausbildung? Wie kommen sie an einen Arbeitsplatz? Wie kommen sie an eine Wohnung? Wie können wir den Familiennachzug unterstützen? Das sind Dinge, die sehr aufwändig sind. Die eine Art Patenmodell mit sich bringen, weil einzelne Flüchtlinge und Familien über einen längeren Zeitraum eng zu begleiten sind.

DOMRADIO.DE: Es geht nicht mehr um die Erstkontakte, sondern um die Integration. Wie klappt es denn mit der Integration?

Schmitz: Es ist ein langer und mühsamer Weg. Das liegt sicher auch daran, dass nach wie vor der Kontakt mit den Behörden kompliziert ist, dass nach wie vor nicht alle Behörden gut zusammenarbeiten, sodass man oft von Pontius zu Pilatus und zurück geschickt wird. Das macht Mühe. Aber es gibt natürlich auch andere Barrieren, zum Beispiel das Sprache lernen. Die Sprachkurs-Angebote sind zwar inzwischen besser, aber da hapert es auch noch. Sprachunterricht, Nachhilfe, Hausaufgabenbetreuung und Vorbereitung auf Prüfungen spielen bei uns im Verein "Willkommen in Brück" auch eine Rolle.

DOMRADIO.DE: Wie ist es denn aus Ihrer Sicht um das Ehrenamt bestellt: Finden Sie für Ihren Verein noch genug Helfer?

Schmitz: Wir könnten immer mehr brauchen. Es ist erfreulicherweise so, dass es zwar weniger geworden sind, weil bei dem ein oder anderen andere Dinge in den Fokus rücken, aber wir nach wie vor einen guten Kern von Mitarbeitern haben. Wir suchen allerdings jetzt dringend mehr Menschen, weil eine große Unterkunft im Nachbarstadtteil Neubrück eröffnet worden ist. Der Stadtteil hat ohnedies eigene Probleme. Dort sind wir jetzt mit dem Bürgerverein dabei, Helfer zu suchen.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Wolfgang Schmitz / © privat (DR)
Wolfgang Schmitz / © privat ( DR )
Quelle:
DR