Tag der offenen Moschee zum Thema Umweltschutz

Grüne Energie vom Moschee-Dach

Der Tag der Deutschen Einheit ist auch der Tag der offenen Moschee. Schwerpunktthema ist in diesem Jahr der Umweltschutz. Immer mehr Moscheevereine in Deutschland setzen auf erneuerbare Energien - auch aus religiösen Gründen.

Autor/in:
Andreas Gorzewski
Tag der offenen Moschee (dpa)
Tag der offenen Moschee / ( dpa )

Zum "Tag der offenen Moschee" haben am Donnerstag erneut bundesweit mehrere tausend Menschen islamische Gotteshäuser besucht. Knapp 1.000 Moscheen warben am Einheitstag für den Umweltschutz. Die Themen der Führungen und Vorträge reichten in diesem Jahr vom sparsamen Wasserverbrauch bei der Gebetswaschung bis zur "grünen" Moschee, die erneuerbare Energien einsetzt.

Beim zentralen Festakt in Köln betonte der nordrhein-westfälische Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) die gemeinsame Verantwortung der Religionen für den Umweltschutz. Die Glaubensgemeinschaften dürften bei der Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen nicht schweigen, sagte Schneider. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) forderte angesichts der drohenden Klimaveränderungen eine "ökologischen Ökumene". Die Bewahrung der Schöpfung sei im Christentum wie im Islam eine wichtige Aufgabe.

Weinheimer Muslime sind auf Solaranlage stolz

Blaugrau schimmert die Solaranlage neben dem schlanken Minarett der Mevlana-Moschee im baden-württembergischen Weinheim. 81 Module sind auf dem Flachdach neben der gedrungenen Kuppel aufgereiht. Die Photovoltaik-Anlage liefert Strom für den Moscheeverein und für das öffentliche Netz. "Das ist gut für die Umwelt, und Vater Staat unterstützt das", sagt der Vereinsvorsitzende Mehmet Mert stolz. Was auf vielen Hausdächern schon lange ein gewohnter Anblick ist, kommt nun auch auf Moscheen. Immer mehr islamische Vereine setzen auf erneuerbare Energien.

Die Mevlana-Moschee war Mert zufolge die erste in Deutschland, die ihren Strom selber produziert. Sie ging im vergangenen Jahr ans Netz. Kurz darauf folgte die Emir-Sultan-Moschee in Darmstadt. Dort versorgen 41 Module die Gebets- und Unterrichtsräume, den Kindergarten und die Teestube mit Strom. Solaranlagen zur Wärmeerzeugung stehen dagegen schon seit mehreren Jahren auf islamischen Gebetsstätten. Im bayerischen Penzberg und im westfälischen Halle liefert die Sonne den Gläubigen Heizung und Warmwasser.

Kölner Zentralmoschee mit Erdwärme

Erneuerbare Energien sind vor allem für Moschee-Neubauten interessant. So planen die Marburger Muslime eine Solaranlage derzeit gleich mit ein. Im schleswig-holsteinischen Norderstedt setzt der dortige türkisch-islamische Verein dagegen auf Windkraft. Wenn das futuristische Gotteshaus fertig ist, sollen sich Rotoren in den beiden Minaretten drehen. Für die künftige Kölner Zentralmoschee wird die Erdwärme genutzt. Sie soll den größten Teil der Heizungsenergie liefern.

Für Moscheevereine gibt es mehrere Gründe, Geld in erneuerbare Energien zu investieren. Für die Ingenieure von Nour-Energie, die sowohl in Weinheim als auch in Darmstadt den Anlagenbau begleiteten, steht die Religion im Vordergrund. "Die Motivation von Nour-Energie ist der Islam", erklärt das ehrenamtlich arbeitende Team. Nour ist das arabische Wort für Licht.

Islam: Der Mensch ist Statthalter auf Erden

Im Islam habe der Mensch die Funktion des Statthalters auf Erden. "Diese Aufgabe setzt einen verantwortungsvollen Umgang mit der gotterschaffenen Natur voraus", heißt es in der Selbstdarstellung der Gruppe. Sie wirbt mit dem Slogan: Aus Sonnenlicht "grünen" Strom erzeugen. Dabei dürfte das Grün als Symbolfarbe sowohl für die Umwelt als auch für den Islam stehen.

Für den Weinheimer Mert zählt zunächst der finanzielle Aspekt. "Das spart Geld", sagt der Vereinsvorsitzende und zeigt auf einen Zähler in der Technikzentrale im Keller des Gebäudes. Laut Digitalanzeige hat die Anlage bislang 9.777 Euro eingespart. Da die Geräte neben der Moscheekuppel lange halten sollen, müssten die Installationskosten von 37.000 Euro in einigen Jahren abbezahlt sein.

Anderen Moscheevereinen rät Mert jedoch, genau zu kalkulieren. Staatliche Förderungen für erneuerbare Energien änderten sich immer wieder, warnt er. Auch der Umweltaspekt spielt nach Merts Worten eine wichtige Rolle. Die Anlage in Weinheim soll pro Jahr 16.000 Kilogramm CO2-Ausstoß einsparen, die Anlage in Darmstadt etwa halb soviel. Der Beitrag zum Klimaschutz hat offenbar den Nebeneffekt, das Image der Gebetsstätten zu verbessern: In Weinheim hätten Nachbarn und Politik sehr positiv auf die Pläne für die Solaranlage reagiert, erinnert sich Mert.


Zentralmoschee in Köln (dpa)
Zentralmoschee in Köln / ( dpa )
Quelle:
epd