Synoden-Chefin verteidigt umstrittene Klimaaktivisten

"Verstoßen nicht gegen Demokratie"

Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich, hat politisches Engagement ihrer Kirche verteidigt. Dazu gehörten auch Protestaktionen der umstrittenen Klimaaktivisten "Letzte Generation".

Anna-Nicole Heinrich, Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland / © Thomas Lohnes (epd)
Anna-Nicole Heinrich, Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland / © Thomas Lohnes ( epd )

"Wenn es brennt, dürfen wir uns nicht wegducken", sagte sie dem "Spiegel". Es gehöre zur "Genetik des Protestantismus", in die Welt hinauszugehen und Verantwortung zu übernehmen.

"Ich muss nicht immer einen Bibelvers für meine Argumentation aus dem Hut ziehen. Aber ich stehe durch mein Christsein in einer Beziehung zu Gott und übersetze das Evangelium in politisches Handeln", so die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich.

Klimaaktivisten sind nicht antidemokratisch

Heinrich verteidigte die Protestaktionen der Klimaaktivisten "Letzte Generation". Die Demonstranten, unter denen sich auch evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer fänden, störten zwar bewusst. "Sie stellen sich aber nicht gegen unsere demokratische Grundordnung. Sie wissen um die Konsequenzen, die ihr Protest haben kann, und nehmen sie in Kauf."

Mitglieder der Umwelt-Gruppe "Letzte Generation" blockieren eine Kreuzung / © Paul Zinken (dpa)
Mitglieder der Umwelt-Gruppe "Letzte Generation" blockieren eine Kreuzung / © Paul Zinken ( dpa )

Dementsprechend irritiere sie die Vehemenz, mit der aktuell gegen die Demonstranten vorgegangen werde. "Für Fridays For Future sind bis zu 1,4 Millionen Menschen auf die Straße gegangen, doch der Protest wurde verniedlicht und trivialisiert. Die 'Letzte Generation' wird kriminalisiert, um die Dringlichkeit zu diskreditieren", erklärte Heinrich.

Menschen wegsperren, weil sie stören?

Zugleich kritisierte sie den Präventivgewahrsam als unverhältnismäßig. "Unser Rechtsstaat muss Straftaten sanktionieren und nicht Menschen präventiv wegsperren, damit sie nicht mehr stören", sagte die Synoden-Chefin.

"Letzte Generation"

"Letzte Generation" ist ein Bündnis von Aktivisten aus der Umweltschutzbewegung mit dem erklärten Ziel, durch Mittel des zivilen Ungehorsams Maßnahmen der deutschen und der österreichischen Bundesregierung gegen die Klimakrise zu erzwingen. Es bildete sich 2021 aus Teilnehmern des Hungerstreiks der letzten Generation. Ihre Anfang 2022 einsetzenden Aktionen bezeichnen die Aktivisten des Bündnisses als Aufstand der Letzten Generation.

Aktivisten der Umweltgruppe Letzte Generation haben die Fassade der SPD-Bundeszentrale beschmiert / © Julius-Christian Schreiner/TNN (dpa)
Aktivisten der Umweltgruppe Letzte Generation haben die Fassade der SPD-Bundeszentrale beschmiert / © Julius-Christian Schreiner/TNN ( dpa )
Quelle:
KNA