Studie zur Baugeschichte des Kölner Doms vorgestellt

Boccia-Kugeln und Heiligenfigürchen

Der Kölner Dom ist Deutschlands größte Kathedrale und beliebteste Sehenswürdigkeit. Und als "ewige Baustelle" auch bis heute ein Ort "ewiger Forschung". Am Donnerstag wurde die archäologische Studie "Die Baugeschichte des Kölner Domes" vorgestellt - mit zum Teil überraschenden Einblicken.

 (DR)

Als der erste Kölner Dombaumeister Gerhard Morart im Jahr 1248 seine Arbeit für die neue Kathedrale aufnahm, rechnete er wohl kaum damit, dass sein Werk erst gut 600 Jahre später vollendet werden würde. Die Baugeschichte der Grabeskirche für die Heiligen Drei Könige ging anfangs noch rasch voran, begann dann für längere Zeit zu stocken und wurde schließlich im späten 19. Jahrhundert abgeschlossen. Und gearbeitet wird noch immer: Der Kölner Dom gehört heute zu den Kathedralen mit den umfangreichsten Ausgrabungen. Seit gut 60 Jahren werden die massiven Fundamente unter dem Dom freigelegt.

Am Donnerstag stellten die Archäologen Thomas Höltken und Ulrich Back ihre neue Studie zum Kölner Dom vor: "Die Baugeschichte des Kölner Domes nach archäologischen Quellen. Befunde und Funde aus der gotischen Bauzeit". Weitere wichtige Beiträge in dem Buch stammen von Dorothea Hochkirchen und Marc Steinmann.

Auskunft über die verschiedenen Arbeiten am Dom
Die unter dem Dom freigelegten Reste von Baustraßen und Rampen geben Auskunft über die verschiedenen Arbeiten am Dom. Schritt für Schritt wird in dem umfangreichen Buch die chronologische Bauabfolge veranschaulicht.

Soviel scheint sicher: Auf der mittelalterlichen Baustelle am Kölner Dom wurde nicht nur hart gearbeitet. Einen schönen Blick auf den Alltag der Bauarbeiter bieten die gefundenen Flaschen, Krüge und Becher. Während der Arbeit wurde auch gerne mal getrunken - wahrscheinlich nicht nur Wasser. In den Mittagspausen vertrieben sich die Arbeiter die Zeit gerne mit Spielen. In den Gruben fanden die Forscher Spielfiguren, Würfel und Boccia-Kugeln.

Gefundene Alltagsgegenstände wie Münzen, Heiligenfigürchen und Schmuck konnten den Archäologen bei Datierungsfragen helfen. Bis jetzt wurde etwa die Hälfte der Grabungsfläche erforscht. Für Dompropst Norbert Feldhoff und Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner ist die neue Studie über den Kölner Dom ein wertvoller Schatz für die Erforschung der berühmten Kölner Kathedrale. Denn zum ersten Mal wird die mittelalterliche Baugeschichte aus archäologischer Sicht beleuchtet. Die Studie richtet sich nicht nur an ein Fachpublikum, sondern auch an Menschen, die sich privat für die Baugeschichte des Kölner Domes interessieren.