Studie über die Sorgen der Deutschen

Wovor hat der Deutsche Angst?

Die "German Angst" ist fast sprichwörtlich, auch Studien gibt es dazu. Eine Untersuchung der R+V-Versicherung besagt, dass die Deutschen derzeit nichts mehr fürchten als die Gefährdung der Welt durch die Politik von Donald Trump.

Autor/in:
Birgit Wilke
Deutschlandfahne unter Gewitterwolken / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Deutschlandfahne unter Gewitterwolken / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Die "America-First"-Politik schlägt sich auch im Seelenleben des Durchschnittsdeutschen nieder: Er fürchtet laut einer Studie mögliche Gefährdungen durch das Agieren von US-Präsident Donald Trump derzeit so stark wie nichts anderes. 69 Prozent der Deutschen meinen danach, dass die Welt durch Trump gefährlicher wird.

Ängste vor Migration gesunken

Die R+V-Versicherung befragt seit 1992 jährlich rund 2.400 Deutsche ab 14 Jahren zu ihren Ängsten. Inzwischen gibt es nach Aussagen der zuständigen Leiterin Brigitte Römstedt sogar eine Langzeitstudie, die so in Europa einmalig sei.

Waren es zu Beginn der 1990er Jahre eher die Folgen der Renten- und Gesundheitsreform, die die Deutschen umtrieben, stieg die Angst vor Terror seit den Anschlägen auf das World Trade Center immer weiter an. Im vergangenen Jahr belegte die Angst vor Konsequenzen einer Zuwanderung einen Spitzenplatz. Erstmals hat die Studie nun nach Befürchtungen wegen der Politik des US-Präsidenten befragt.

Die Ängste vor der Überforderung durch Migration sind immer noch hoch, sie sind aber laut der am Donnerstag in Berlin vorgestellten Studie im Vergleich zu 2016 gesunken: 63 Prozent befürchten, dass die Deutschen und ihre Behörden durch Flüchtlinge überfordert seien, und genauso viele Befragte haben Angst vor Spannungen durch den Zuzug von Ausländern. Es folgen die Befürchtung, dass Politiker überfordert seien (61 Prozent), und die Angst vor terroristischen Anschlägen (59 Prozent).

Schlechte Schulnoten für Politiker

Weiter sorgen sich die Bundesbürger um die Kosten für Steuerzahler durch die EU-Schuldenkrise (58 Prozent); sie haben Angst vor politischem Extremismus (57 Prozent), Naturkatastrophen (56 Prozent), Schadstoffen in Nahrungsmitteln (55 Prozent) sowie davor, im Alter zum Pflegefall zu werden (52 Prozent). Insgesamt, so ein weiteres Fazit der Studie, sind die Deutschen im Vergleich zu den Vorjahren aber nur "geringfügig ängstlicher" geworden. Bezogen auf Altersgruppen, hat die der über 60-Jährigen die größten Befürchtungen.

Erneut erhalten Politiker schlechte Schulnoten: 48 Prozent bewerten deren Arbeit als "mangelhaft" oder "ungenügend". Mit einem Anteil von noch nicht einmal sechs Prozent fallen die Noten "sehr gut" oder "gut" äußerst spärlich aus, kommentiert der Heidelberger Politologe Manfred G. Schmidt.

Die Studie hat die Ängste der Deutschen auch nach Bundesländern aufgeschlüsselt. Danach sind die Ängste derzeit in Sachsen-Anhalt am größten – dort sind die Befürchtungen der Menschen vor der Überforderung der Politiker sowie vor der Überforderung durch Flüchtlinge am größten. Es folgt Mecklenburg-Vorpommern.

Kaum Unterschiede zwischen Ost- und West

Am wenigsten Angst haben danach die Menschen in Berlin und Brandenburg sowie in Schleswig-Holstein. Vergleichsweise wenig Sorgen machen sich auch die Baden-Württemberger, die Hamburger, Bremer und Niedersachsen.

Einen Unterschied zwischen den Ängsten der Ost- und Westdeutschen gibt es laut den Ergebnissen der Studie kaum noch. Während der "Angstindex", der sich aus 16 verschiedenen Zukunftsängsten ableitet, Anfang der 1990-er Jahre noch deutliche Unterschiede dokumentierte und die Ängste bei den Westdeutschen deutlich niedriger ausfielen, liegen die Werte nun etwa auf gleicher Höhe.

Fast klischeehaft machen sich laut Untersuchung Frauen grundsätzlich mehr Sorgen als Männer. Deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es bei Bedrohungen durch Terroristen (Frauen: 64 Prozent,  Männer: 54 Prozent), der Furcht vor Schadstoffen in Nahrungsmitteln (Frauen: 60 Prozent, Männer: 49 Prozent). Und schließlich sind auch Themen wie Krankheit (Frauen: 53 Prozent, Männer: 41 Prozent) und Pflegebedürftigkeit (Frauen: 57 Prozent, Männer: 47 Prozent) bei Frauen mit deutlich mehr Angst besetzt.


Quelle:
KNA