Studie: Hohe Abbruchrate bei Trisomie-Befund

 (DR)

Deutlich über 85 Prozent der Trisomie-Befunde führen laut eine Studie zum Schwangerschaftsabbruch. Das geht aus dem am Mittwoch vom Bundestagspressedienst veröffentlichten Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung über den Stand der Pränataldiagnostik hervor. Der Bundestag will am Donnerstag über den Umgang mit vorgeburtlichen Bluttests debattieren.

"Aufgrund des im Mittel europaweit gestiegenen mütterlichen Alters hat die relative Anzahl von Schwangerschaften mit einem Fetus mit Down-Syndrom (Trisomie 21) zugenommen, gleichzeitig wird ein großer Anteil dieser Schwangerschaften abgebrochen", heißt es weiter. Selbst für chromosomale Anomalien wie Fehlverteilungen der Geschlechtschromosomen, die zu einem Großteil klinisch unauffällig blieben, liege die Abbruchquoten bei über 40 Prozent.

"Diese Zahlen offenbaren zum einen eine hohe Bereitschaft, pränatale Diagnostik zur Identifikation chromosomaler Aberrationen zu nutzen, und zum anderen eine hohe Bereitschaft, Schwangerschaften mit solch einer Diagnose abzubrechen", heißt es in der Zusammenfassung.

Als besondere ethische Herausforderung nennt der Bericht die sogenannte Spätabtreibung aufgrund einer medizinischen Indikation. Sie betraf laut Statistik 2017 mit rund 3.900 Fällen knapp vier Prozent der 101.209 Abtreibungen. In etwa jedem sechsten Fall sei dies nach Erreichen der extrauterinen Lebensfähigkeit des werdenden Kindes also nach der vollendeten 22. Schwangerschaftswoche geschehen.

Pränataldiagnostik wird laut Bericht oft als "zweischneidiges Schwert wahrgenommen". So könne sie im Sinne der Gesundheit von werdender Mutter und werdendem Kind genutzt werden, etwa bei der Wahl des Krankenhaus oder der Form der Geburt. Für einige Erkrankungen gebe es zudem pränatale Therapien. Demgegenüber stehe die Möglichkeit des Schwangerschaftsabbruches nach einer schwerwiegenden pränatalen Diagnose.

Der Bericht verweist darauf, dass der Bereich neuer genetischer Analyseverfahren einen umkämpften lukrativen Markt für Herstellerunternehmen darstelle und rechnet mit einer raschen Ausdehnung des nichtinvasiven Diagnosespektrums. "Die pränatal verfügbaren genetischen Informationen über Feten und Embryos würden damit drastisch ansteigen, was Fragen nach der politischen, gesellschaftlichen und ethischen Beurteilung und gegebenenfalls Regulierung dieser Möglichkeiten aufwirft", so das Fazit. (KNA, 11.4.19)