Studie: Familie und Religion sind wichtige Zukunftswerte - Opaschowski im domradio-Interview

Hoffnung auf positiven Wertewandel

Natur, Kultur und Religion sind laut einer Zukunftsstudie "Gewinner des demografischen Wandels". Persönliches Wohlbefinden und Lebensqualität würden für die Menschen im Jahr 2030 immer mehr durch immaterielle Werte bestimmt, sagte der Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen, Horst W. Opaschowski, am Dienstag in Hamburg. "Die Kirchen können vielleicht auf eine Bedeutungsaufwertung der Religion hoffen", so Opaschowski.

 (DR)

Solche Lebenskonstanten seien "Wohlfühl- und Wachstumsmärkte der Zukunft". Opaschowski äußerte sich bei der Vorstellung der Studie "Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben".

Insgesamt prognostiziert die knapp 750 Seiten starke Studie eine nachhaltige Aufwertung der Familie, eine Verdoppelung der Leistungsanstrengungen der jungen Generation sowie eine bedeutende Steigerung des Anteils von Frauen und über 65-Jährigen in der Arbeitswelt. Opaschowski glaubt, dass 2030 für bis zu 80 Prozent der unter 34-Jährigen der Wunsch nach Familiengründung besteht. Weiter sieht der Forscher für die Zukunft einen positiven Wertewandel zu Freundschaft, Hilfsbereitschaft und sozialer Gerechtigkeit, die von bis zu drei Vierteln der Deutschen als wichtig erachtet würden.
Trotz aktueller «Hiobsbotschaften» von steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten sowie der Krise der Europäischen Union und den Bankenpleiten dominiere Zukunftshoffnung das Lebensgefühl der Jugend.

Mehr als zwei Drittel der jungen Generation im Jahr 2030 werden nach Einschätzung des Wissenschaftlers ihren Lebenssinn in Arbeit und Leistung sehen. Andererseits gehe diese Entwicklung mit einer Aufwertung der Familie und einem häufigeren Rollenwechsel zwischen Kindererziehung und Erwerbsarbeit einher. Darin sehe die kommende Generation aber keinen persönlichen Verzicht, sondern eine Steigerung der Lebensqualität. Laut Prognose werden dann 52 Prozent der Frauen erwerbstätig sein gegenüber derzeit 37 Prozent. Dadurch kommt es nach Opaschowskis Einschätzung zu Statuskämpfen in den Partnerschaften.

Ein Kennzeichen der «Hilfeleistungsgesellschaft» im Jahr 2030 werden laut Opaschowski viele sogenannte soziale Konvois sein. Freunde und Nachbarn als lebenslange Wegbegleiter ersetzten die Großfamilie und gäben Halt auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und im Alter.
Damit einher geht für den Wissenschaftler eine Neubesinnung auf das «Beständige» und die Sehnsucht nach Sinn.