Der deutsche Arbeitsmarkt braucht einer Studie zufolge mittel- und langfristig jedes Jahr mindestens 260 000 Zuwanderer. Das Angebot an Arbeitskräften werde angesichts der alternden Gesellschaft ohne Migration bis zum Jahr 2060 um rund 16 Millionen Personen - also um fast ein Drittel - massiv schrumpfen. Das prognostiziert eine Untersuchung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
Die Einwanderung aus anderen EU-Ländern werde künftig im Vergleich zu den vergangenen Jahren abnehmen. In Europa näherten sich Wirtschaftskraft und Lebensqualität voraussichtlich allmählich an und der Reiz sinke, einen Job in Deutschland zu suchen. Folglich komme der Zuwanderung aus außereuropäischen Drittstaaten eine wachsende Bedeutung zu. Das betonten Experten des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung und der Hochschule Coburg.
Im Jahresdurchschnitt seien 114 000 Zugänge aus dem EU-Ausland und 146 000 aus Drittstaaten erforderlich, um den demografiebedingten Rückgang des Arbeitskräfte-Angebots auf ein "für die Wirtschaft verträgliches Maß" zu begrenzen. Das Einwanderungsgesetz solle möglichst schnell verabschiedet werden, forderte Stiftungsvorstand Jörg Dräger. Das Bundeskabinett hatte den Entwurf für ein Fachkräfte-Einwanderungsgesetz Ende 2018 verabschiedet. Die Zuwanderung aus anderen EU-Ländern war in den vergangenen Jahren noch kräftig ausgefallen - 2017 mit einem Wanderungssaldo von etwa 250 000 Personen laut Studie. In dem Maße, in dem der Zuzug aus der EU aber abnehmen werde, wachse der Bedarf an Immigranten aus Drittstaaten: Bis 2035 brauche der deutsche Arbeitsmarkt jährlich fast 98 000, zwischen 2036 und 2050 dann alljährlich nahezu 170 000 und zwischen 2051 und 2060 schließlich beinahe 200 000 Zuwanderer aus Nicht-EU-Ländern. Das macht im Schnitt also von 2018 bis 2060 pro Jahr 146 000 Migranten aus Drittstaaten.
Der deutschen Wirtschaft fehlen schon jetzt in vielen Regionen und Branchen qualifizierte Arbeitskräfte. Bereits seit Längerem gibt es Forderungen nach Erleichterungen beim Zuzug. Wenn etwa ab 2025 verstärkt die Baby-Boomer in Rente gehen, könnte sich der Mangel erheblich verschärfen. (dpa)