Studie der Bischofskonferenz zu ethikbezogenem Investment

"Mit Geldanlagen die Welt verändern?"

Chancen und Grenzen eines ethikbezogenen Investments lotet eine neue Studie der katholischen Deutschen Bischofskonferenz aus. Die Untersuchung "Mit Geldanlagen die Welt verändern?" wurde am Mittwoch in Frankfurt von der Sachverständigengruppe "Weltwirtschaft und Sozialethik" der Konferenz erstellt.

Autor/in:
Peter de Groot
Ethische Geldanlage: Für Kirchen zwingend erforderlich (epd)
Ethische Geldanlage: Für Kirchen zwingend erforderlich / ( epd )

Können Geldanlagen Profit abwerfen und zugleich Gutes bewirken, einen sozialen oder ökologischen Zweck erfüllen?
Bald drei Jahre ist es her, dass das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) mit einer «Ethisches Investment» betitelten Erklärung dazu aufrief, die Ausbreitung von Anlageprodukten zu unterstützen, mit denen ein ethischer Anspruch verbunden ist. Am Mittwoch nun legte die Sachverständigengruppe «Weltwirtschaft und Sozialethik» der Deutschen Bischofskonferenz in der Bankenmetropole Frankfurt eine «Orientierungshilfe zum ethikbezogenen Investment» vor. Titel: «Mit Geldanlagen die Welt verändern?»

Bei einer vom ZdK und vom Bund Katholischer Unternehmer (BKU) vor zwei Jahren veranstalteten Tagung zum ethischen Investment sprach der kurz zuvor zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz gewählte Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch von einem derartigen Investment als von einem beachtlichen Versuch, die Kriterien von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung im Wirtschaftsleben zur Geltung zu bringen. Doch gab Zollitsch auch zu bedenken, der Verflechtung der Wirtschaft und der Unübersichtlichkeit der Kapitalströme wegen sei es für Anleger außerordentlich schwierig, erfolgreiche und ethisch zuverlässige Unternehmen von anderen mit zweifelhaftem Ruf zu unterscheiden. Und Zollitsch riet, misstrauisch zu sein gegenüber überhöhten Versprechungen von Rendite und übertriebenen Verheißungen von Gerechtigkeit, Weltfrieden und Nachhaltigkeit durch Geldanlagen.

Besondere moralische Qualität
Die nun vorgelegte Studie der Sachverständigengruppe der Bischofskonferenz liest sich wie eine Entfaltung der damaligen Ausführungen des Erzbischofs. Das zeigt sich schon daran, dass die Autoren die gängige Rede vom ethischen Investment zugunsten des Begriffs «ethikbezogenes Investment» verwerfen. Dieser nämlich, so die Begründung, vermeide anders als der Begriff «ethisches Investment» den Anschein, «dass diese Praxis beziehungsweise das betreffende Produkt tatsächlich eine besondere moralische Qualität hat» und erhalte den «Freiraum für eine unabhängige ethische Einschätzung».

In der Summe kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass ethikbezogenes Investment grundsätzlich als ein sinnvoller Versuch verstanden werden kann, Unternehmen im Sinne ethischer Ziele zu beeinflussen. Doch bewertet sie nicht alle Strategien und Praktiken in diesem Bereich gleichermaßen positiv.

Zielkonflikt bleibt
Ausdrücklich wird festgestellt, für die meisten Anlageobjekte ethikbezogenen Investments gebe es einen Zielkonflikt zwischen risikoadäquater Rendite und dem Verfolgen ethischer Ziele; die Fälle, in denen beides zusammenpasse, seien begrenzt. Ein vertrauenswürdiger Anbieter ethikbezogener Anlageprodukte werde für sich keine Überrenditen beanspruchen, ist in der Studie zu lesen. Auch sollte nach Meinung der Autoren eingestanden werden, dass Anlageprodukte mit Aussicht auf eine gewisse Lenkungswirkung in Richtung eines sozialen sowie ökologisch nachhaltigen Wirtschaftens «geringere Renditen (bei vergleichbaren Risiken) als konventionelle Anlageprodukte erzielen können».

Geleitet wurde die Erarbeitung der Studie vom Chef des Frankfurter Nell-Breuning-Instituts, Bernhard Emunds. Er betonte bei der Vorstellung der Untersuchung, ethikbezogenes Investment könne eine sinnvolle Ergänzung, aber kein Ersatz für eine soziale und ökologische Gestaltung der Wirtschaft durch nationalstaatliche Regierungen und multilaterale Organisationen sein. Insofern seien alle Bürger - Christen wie Nicht-Christen - aufgerufen, sich politisch zu engagieren und ihre Regierungen zu einer effektiven Regulierung der Wirtschaft zu drängen.