Studie: 80 Prozent aller religiös Verfolgten sind Christen

Traurige Majorität

Etwa 80 Prozent aller religiös Verfolgten weltweit sind nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte IGFM Christen. Ihr Anteil wachse weiter, etwa durch die Einführung und Anwendung des islamischen Rechts, der Scharia, in zahlreichen Ländern der Erde, sagt der Vorstandssprecher der Menschenrechtsorganisation, Martin Lessenthin.

Christenverfolgung: Von Rebellen zerstörtes Pfarrhaus im Kongo / © Harald Oppitz (KNA)
Christenverfolgung: Von Rebellen zerstörtes Pfarrhaus im Kongo / © Harald Oppitz ( KNA )

Lessenthin berief sich auf eine Erhebung unter den Mitarbeitern und Mitgliedern seiner Organisation. Zu ähnlichen Ergebnissen kämen etwa die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) oder das internationale Hilfswerk Kirche in Not.

Oft gehe religiöse Verfolgung auch mit ethnischer Diskriminierung einher, betonte Lessenthin. Als Beispiel nannte er etwa den Iran oder China, wo neben Falun Gong, der evangelischen Hauskirchenbewegung und der romtreuen katholischen Untergrundkirche auch muslimische Uiguren und lamaistische Buddhisten aus Tibet Ziel behördlicher Unterdrückung seien.

Gleichzeitig erinnerte der IGFM-Vorsitzende auch an Verfolgung anderer Religionen durch oder mit Duldung von Christen. Seine Organisation habe mit gleicher Deutlichkeit wie gegen Islamismus auch gegen Menschenrechtsverstöße von Russen im überwiegend muslimischen Tschetschenien oder von Serben in Bosnien oder im Kosovo protestiert.

Als einen besonderen Fall nannte Lessenthin Indien, wo Christen, Muslime und Buddhisten gleichermaßen unter Übergriffen radikaler Hindus zu leiden hätten. Die Kritik der IGFM richte sich nicht nur gegen die Verfolger selbst, sondern auch gegen die Obrigkeit in jenen Staaten, die den betroffenen Minderheiten keinen Schutz biete. Dies gelte etwa für Nigeria, wo die Zentralbehörden zu wenig gegen die «barbarischen» Strafen unter der Scharia in überwiegend muslimischen Bundesstaaten einschritten.

Die IGFM wurde 1972 von 13 Mitgliedern gegründet, zum Teil verfolgte Dissidenten aus der Sowjetunion und der DDR. Heute hat die Organisation nach eigenen Angaben 36.000 Mitglieder weltweit, die in 26 nationalen Sektionen organisiert sind. Die deutsche Sektion zählt demnach rund 3.000 Mitglieder.