Karfreitag ist strenger Fastentag - aber es gibt Auswege

Struwen und Herrgottsbescheißerle

Aschermittwoch und Karfreitag sind in der katholischen Kirche die strengsten Fastentage. Kein Fleisch und nur eine sättigende Mahlzeit, so die Vorschrift. Doch es gibt viele Wege, mit den Regeln kreativ umzugehen.

Autor/in:
Christoph Arens
Symbolbild Fastenessen / © Guillaume Poli (KNA)
Symbolbild Fastenessen / © Guillaume Poli ( KNA )

Von wegen Fastenspeise. Richtig mächtig sind sie, die leckeren, "Struwen" genannten Hefe-Pfannkuchen, die in Münster und im Münsterland nur einmal im Jahr auf den Tisch kommen - zu Karfreitag.

Christen gedenken an diesem Tag der Kreuzigung und des Todes Christi. Deshalb gelten strenge kirchliche Fastengebote und - von Region zu Region - gab und gibt es unterschiedliche Traditionen, welche Speisen an diesem Tag auf den Tisch dürfen. Katholiken sollen maximal eine sättigende Mahlzeit zu sich nehmen und auf jeden Fall auf Fleischspeisen komplett verzichten.

Zugleich ist am Karfreitag unbedingte Ruhe einzuhalten: Laute Geräusche sollten unbedingt vermieden werden, vor allem solche, die durch Werkzeuge verursacht werden. "Man glaubte sonst, dass man dabei half, Jesus Christus ans Kreuz zu nageln", hat die Volkskundliche Kommission für Westfalen festgehalten. Dazu passt auch, dass die Kirchenglocken in der Zeit von Gründonnerstagabend bis in die Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag als Zeichen der Trauer schweigen. In vielen Orten gehen stattdessen Jugendliche mit Ratschen durch die Straßen, um auf die traditionellen Gebetszeiten und Gottesdienste hinzuweisen. Das fällt wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr weigehend aus.

Biber als Fastenspeise

Schon im Mittelalter gab es aber durchaus originelle Versuche, die strengen Fastenvorschriften zu umgehen. Weil Fisch "erlaubt" war, bereicherte in Klöstern etwa ein saftiges Bibersteak den Fastenspeisezettel. Schließlich ernährte sich der Biber doch weitestgehend von Fisch und halte sich auch oft im Wasser auf, so die Argumentation. Auch das Fastenbier verdankt seinem Ursprung der Fastenzeit. "Trinken bricht das Fasten nicht", hieß eine klösterliche Regel. In der Fastenzeit tranken die Mönche deshalb oft täglich mehrere Krüge eines speziell gebrauten nahrhaften Fastenbieres.

Fasten und Askese wurden von Katholiken lange Zeit nicht nur vor Ostern gefordert. So kam man im Mittelalter auf etwa 150 Tage im Jahr, an denen die Menschen zumindest kein Fleisch essen durften.

Fleisch im weitesten Sinne, denn auch Milchprodukte und Eier standen auf der roten Liste. Erlaubt waren dagegen Brot, Obst, Gemüse und Fisch. Auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts galten noch exakte Regeln, wie sich in der Fastenordnung für die Bistümer des Deutschen Reiches 1930 nachlesen lässt. Zwar wird das Adventsfasten seit 1917 nicht mehr gefordert, die Fastenzeit vor Ostern aber blieb bestehen und erfreut sich neuerdings wieder wachsender Beachtung.

Struwen - mächtiges Hefegebäck

Auch wenn die Fastenregeln mittlerweile nicht mehr so streng und die Essgewohnheiten internationaler sind: Manche über Generationen vererbte Karfreitags-Tradition spielt in vielen Familien noch eine wichtige Rolle. Bisweilen hat sich aus einem Fastengericht auch eine Delikatesse entwickelt: Im Münsterland jedenfalls laden viele Restaurants und Gaststätten für Karfreitag zum Struwen-Essen ein.

Dabei kann man getrost behaupten, dass das leckere Gebäck mit Askese eher weniger zu tun hat. Die Struwen sind aus Hefeteig und werden in Pflanzenfett gebacken. Dazu gehören Rosinen, Zimt und Zucker.

Bisweilen werden sie auch mit Schwarzbrot und Kaffee genossen - oder mit Biersuppe. "Dieses Hefegebäck ist so mächtig, dass man davon mehr als drei wohl kaum schafft", wie die Volkskundliche Kommission für Westfalen betont.

Waren Struwen typisch für das Münsterland, bestand das übliche Karfreitagsessen in anderen Teilen Deutschlands zum Beispiel aus Stockfisch mit Zwiebelsoße. Auch im Süden der Bundesrepublik gab es ein spezielles Fasten- und Karfreitagsgericht: die Maultaschen. Sie gehen der Legende nach auf eine Trickserei des schwäbischen Klosters Maulbronn zurück. Die Mönche kamen im Dreißigjährigen Krieg zu einem großen Stück Fleisch. Sie schnitten es in kleine Stückchen und verbargen es in grünen Kräutern und schließlich in Teigtaschen, die heute noch als "Herrgottsbescheißerle" bekannt sind.

 

Quelle:
KNA