Streit um Oosterhuis-Lieder entwzeit niederländische Bischöfe

"Chemikalienlied" aus der Kirche verbannt

"Die Steppe wird blühen, die Steppe wird lachen und jauchzen..." - das geistliche Lied des Ex-Priesters und Dichters Huub Oosterhuis ist auch in deutscher Übersetzung bekannt. Jetzt gehört es zu einer Reihe von Oosterhuis-Werken, die für Zündstoff unter niederländischen Gläubigen und in den Reihen der Bischöfe sorgen.

Autor/in:
Christoph Lennert
 (DR)

Eine Reihe von Oosterhuis-Liedern wurde in zwei niederländischen Diözesen als ungeeignet für den Gottesdienst befunden. "Viel Unruhe" sei deswegen unter den Gläubigen entstanden, räumten die Bischöfe nach einer Zusammenkunft in dieser Woche ein. In der Sache ließen sie aber zunächst alles offen: Jeder Bischof sei selbst verantwortlich für die Liturgie in seiner Diözese. In seinem Bistum, so der Groninger Bischof Gerhard de Korte, dürften die umstrittenen Werke des 1933 geborenen Liedermachers jedenfalls weiter gesungen werden. Die Entscheidung der Zensoren in Utrecht und 's Hertogenbosch habe "keine landesweite Geltung".

Oosterhuis, dessen vielleicht bekanntestes Werk in deutscher Übersetzung mit den Worten "Ich steh' vor Dir mit leeren Händen, Herr..." beginnt, listet auf seiner Homepage eine ganze Reihe von Titeln auf, die von den Zuständigen der beiden Diözesen abgelehnt worden seien. Diese geben als Grund an, dass die Lieder nicht in die katholischen Gottesdienste gehörten. "Nicht jedes religiöse Gedicht, und sei es noch so wertvoll, passt in den Gottesdienst", versuchte Bischof Antoon Hurkmans aus 's Hertogenbosch die Gemüter zu beruhigen.

Sein Zensor, Domkapitular Cor Mennen, war zuvor deutlicher geworden. Oosterhuis' Lied "Aus Feuer und Eisen, aus Säure und Salz" werde im Volksmund als "das Chemikalienlied" bezeichnet. Gott komme darin gar nicht vor, der Text rücke allein den Menschen in den Mittelpunkt. Und das mit sehr merkwürdigen Metaphern, kritisierte Mennen. Andere Stücke seien schlicht "zu banal".

Bischöfe bestreiten gezieltes Vorgehen
Ausdrücklich bestritten Bischöfe und Zensoren in den beiden Bistümern, dass Oosterhuis-Werke gezielt aus den Liederbüchern gestrichen werden sollten. In jedem Fall sei es ausschließlich um die Inhalte gegangen und nicht um die Person. Oosterhuis hatte 1969 im Streit um den Zölibat den Jesuitenorden verlassen und war 1970 eine Ehe eingegangen, aus der zwei Kinder hervorgingen.

Die ganze Schärfe des Streits aber zeigte sich erst, als ein Brief des Utrechter Erzbischofs Wim Eijk bekannt wurde, in dem er sich heftig über de Korte, seinen Nachfolger in Groningen, beschwert. In dem Schreiben an die Mitglieder der Niederländischen Bischofskonferenz - und den Apostolischen Nuntius zur Kenntnis - kritisiert Eijk, de Korte sei ihm in den Medien in den Rücken gefallen.

Aussprache geplant
De Korte habe in einer Predigt den Liederstreit in einem Atemzug mit dem Streit um Traditionalistenbischof Richard Williamson und die jüngsten Missbrauchsskandale genannt. Damit habe er nicht nur ihn, Eijk, sondern auch Papst Benedikt XVI. desavouiert. Ein "Dolchstoßbrief", titelten niederländische Zeitungen.

Der Utrechter Erzbischof war auf Auslandsreise, als die Bischöfe des Landes in dieser Woche über die Liederfrage diskutierten. Eine Aussprache zwischen Eijk und de Korte gab es deshalb noch nicht. Dem Wunsch der Bischofskonferenz folgend, wollten sich beide aber demnächst an einen Tisch setzen, hieß es in niederländischen Medien. Die nächste Strophe.