Streit um Abtreibungsreform auch bei spanischer "Semana Santa"

Mit oder ohne "weiße Schleife"?

In Spanien führt die Reform des Abtreibungsrechts auch bei der spanischen Kar- und Osterwoche zu heftigem Streit. Einzelne Bruderschaften weigerten sich, die Christus- und Marienfiguren bei den Umzügen zur "Semana Santa" mit einer weißen Schleife zu dekorieren, wie es die katholische Kirche zum Zeichen des Protests gegen die Reform gefordert habe, berichtete die spanische Tageszeitung "El País" am Mittwoch.

 (DR)

Im südspanischen Cádiz hätten sich einige Träger geweigert, ihre Figur «Jungfrau des Größten Schmerzes» mit der weißen Schleife ausgestattet durch die Stadt zu tragen. Es seien eilig Ersatzträger gesucht worden, die wegen ihrer mangelnden Erfahrung die Figur beim Heraustragen aus der Kirche jedoch beschädigt hätten. In der gleichen Stadt seien die Träger einer weiteren Figur von den Passanten ausgepfiffen und beleidigt worden, weil sie sich gegen die weiße Schleife entschieden hatten.

Ein Verantwortlicher für die Umzüge beschuldigte die Träger, die Kirchengesetze zu verletzen. Dieses Verhalten passe nicht in die römisch-katholische Kirche, erklärte er. In Granada hat der Dachverband der dortigen Bruderschaften hingegen freigestellt, ob die Figuren mit oder ohne Protestzeichen gegen die Abtreibungsreform umherziehen sollen.

Spaniens Parlament hatte sich im Februar für die Einführung einer Fristenlösung ausgesprochen. Bis zur 12. oder 14. Woche soll ein Schwangerschaftsabbruch demnach straffrei bleiben. Junge Frauen ab 16 Jahren sollen zudem eine Schwangerschaft auch ohne Kenntnis der Eltern abbrechen dürfen. Spaniens Regierung wurde beauftragt, einen konkreten Gesetzentwurf auszuarbeiten.

Die Reform bedeutet jedoch keine grundsätzliche Lockerung. Bisher gilt eine Indikationsregelung ohne zeitliche Begrenzung, wenn die seelische oder körperliche Gesundheit der Frauen in Gefahr ist. 97 Prozent der zuletzt fast 120.000 Schwangerschaftsabbrüche wurden aufgrund dieser Begründung vorgenommen.