Strafprozess um Loveparade-Katastrophe

 (DR)

Mehr als sieben Jahre nach dem Loveparade-Unglück in Duisburg hat heute in Düsseldorf ein Strafprozess gegen zehn Beteiligte begonnen. Sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier des Veranstalters Lopavent müssen sich wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung verantworten. Bei dem Unglück am 24. Juli 2010 waren in einem Gedränge am einzigen Zu- und Abgang der Technoparade 21 Menschen erdrückt worden. Beobachter erwarten einen der umfangreichsten Prozess der Nachkriegszeit.

Die Anklageschrift umfasst 556 Seiten. Die Staatsanwaltschaft Duisburg listet darin "schwerwiegende Fehler bei Planung und Genehmigung" auf. Zudem seien Sicherheitsauflagen nicht überwacht worden. Das Verfahren steht unter Zeitdruck: Ende Juli 2020 verjähren die Vorwürfe.

Der Weg zum Prozess war lang: Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauerten mehr als dreieinhalb Jahre. 96 Polizisten vernahmen 3409 Zeugen und sichteten Videomaterial in einer Gesamtlänge von rund 1000 Stunden. 

Das Landgericht Duisburg hat die Hauptverhandlung aus Platzgründen in eine Kongresshalle nach Düsseldorf verlegt. Rund 500 Menschen finden darin Platz. Die Angeklagten werden von 32 Juristen verteidigt. Der Anklage haben sich 65 Nebenkläger angeschlossen. Sie werden von 38 Anwälten vertreten. 45 Besucher hatten sich am Freitag zu Beginn im Saal eingefunden, das Gericht hatte mit einem wesentlich größeren Andrang gerechnet. Insgesamt 234 Plätze sind für Besucher reserviert. 

Der große Umfang des Verfahrens spiegelt sich auch in der Menge der Akten wider: Die sogenannte Hauptakte, die beim Prozess in Griffweite der Richter steht, umfasst derzeit 117 Bände mit 53 500 Seiten. Hinzu kommen rund 1000 Ordner mit Beweismitteln und weiteren Unterlagen sowie rund 1000 Stunden Videomaterial mit den Aufnahmen von Überwachungskameras und Handys.

Nicht angeklagt sind der später abgewählte Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) sowie der Fitnessstudio-Unternehmer Rainer Schaller ("McFit"), der einige Jahre vor dem Unglück über sein Tochterunternehmen Lopavent die Rechte an der Loveparade erworben hatte. Beide sollen im Verlauf des Prozesses als Zeugen aussagen. (dpa, 08.12.2017)