Stichwort: Kopftuch

Heißdiskutiertes Glaubenssymbol

Das Kopftuch von Musliminnen gehört zu den meistdiskutierten Symbolen islamischen Glaubens. Für die einen ist es Zeichen der Unterdrückung der Frau im Islam, für die anderen Ausdruck der Religionsfreiheit und der weiblichen Selbstbestimmung.

 (DR)

Hinter der Bezeichnung "Kopftuch" verbergen sich unterschiedliche Formen von Überwürfen. Der "Djilbab" ähnelt am ehesten dem europäischen Kopftuch; er wird als Überwurf über Kopf, Schultern und Brust getragen. Der "Niqab" ist ein Gesichtstuch mit einem Schlitz für die Augen. Je nach Bedarf kann die Frau allerdings auch die Augen bedecken. Der "Tschador" ist ein langes, meist dunkles Tuch, das den Körper verhüllt und meist mit dem "Niqab" als Verhüllung des Kopfes kombiniert wird. "Tschador" kommt aus dem Persischen und bedeutet so viel wie "Zelt". Eine besonders weit gehende Form der Verhüllung ist die "Burka", die während der Herrschaft der Taliban in Afghanistan für Frauen zur Pflicht wurde. Sie ist ein einteiliges Kleidungsstück, das den ganzen Körper einschließlich des Gesichts bedeckt. In Höhe der Augen ist ein Netz eingearbeitet, das das Sehen ermöglicht.

Auch in der islamischen Welt herrscht Uneinigkeit, in welcher Form sich Frauen in der Öffentlichkeit verhüllen sollen. Der Wortlaut des Koran ist nicht eindeutig. In Sure 33,59 heißt es beispielsweise: "Oh Prophet, sag deinen Gattinnen und deinen Töchtern und den Frauen der Gläubigen, sie sollen etwas von ihrem Überwurf über sich herunterziehen." Im Allgemeinen wird daraus die Pflicht zur Verhüllung abgeleitet. Andere Muslime lehnen eine Verpflichtung zum Tragen des Kopftuchs ab, weil sie im Koran eben nicht ausdrücklich gefordert und lediglich eine bereits zu Mohammeds Zeiten bestehende kulturelle Tradition sei.

In islamischen Ländern, deren Regierungen Reformen nach westlichem Muster durchgeführt haben oder durchführen wollten, wurde meist der Versuch unternommen, die islamischen Kleidungsvorschriften in der Öffentlichkeit abzuschaffen. Diese Sichtweise wurde vor allem in der Türkei radikal vertreten.

Ähnliche Neuerungen versuchte auch Schah Reza Pahlewi in Persien.
Im Gegenzug symbolisiert die "islamische" Kleidung in diesen Ländern den Protest gegen die durch die Regierungen repräsentierte westliche, materielle Kultur. Sie steht für die Forderung nach einer Re-Islamisierung von Staat und Gesellschaft.

In Deutschland haben inzwischen acht Bundesländer sehr unterschiedliche Regelungen über das Tragen von Kopftuch und anderen religiösen Symbolen wie Kreuz und Kippa im öffentlichen Dienst beschlossen. Sie reagierten damit auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2003, nach dem das Verbot des Kopftuchs einer gesetzlichen Regelung des jeweiligen Bundeslandes bedarf. Gegen verschiedene Landesgesetze sind Klagen erhoben worden.