Stichwort

Vatikan und Islam

Der Heilige Stuhl unterhält mit 36 überwiegend islamisch geprägten Staaten und Organisationen volle diplomatische Beziehungen. Die frühesten gehen auf die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. 1947 nahm der Libanon mit seinem vergleichsweise hohen Christen-Anteil diplomatische Beziehungen mit dem Vatikan auf, im selben Jahr auch Ägypten.In der zweiten Hälfte des 20.

 (DR)

Der Heilige Stuhl unterhält mit 36 überwiegend islamisch geprägten Staaten und Organisationen volle diplomatische Beziehungen. Die frühesten gehen auf die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. 1947 nahm der Libanon mit seinem vergleichsweise hohen Christen-Anteil diplomatische Beziehungen mit dem Vatikan auf, im selben Jahr auch Ägypten.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts folgten nach und nach alle nordafrikanischen Staaten sowie die meisten islamisch dominierten Staaten Asiens. Darunter waren auch die zentralasiatischen Republiken, die nach dem Ende der Sowjetunion selbstständig wurden. Erst zur Jahrtausendwende kamen Dschibuti und Bahrain hinzu; 2002 folgte als bislang letztes Land Katar. Mit Saudi-Arabien bestehen weiterhin keine diplomatischen Beziehungen.

Neben der klassischen diplomatischen Ebene spielt bei den vatikanisch-islamischen Beziehungen auch der "Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog" eine wichtige Rolle. Er wurde 1964 als "Sekretariat für die Nichtchristen" gegründet und erhielt 1988 seine heutige Bezeichnung. Seit 2005 wird dieser Rat in Personalunion vom Präsidenten des Päpstlichen Kulturrates, Kardinal Paul Poupard, geleitet. Der Rat trifft sich regelmäßig mit Spitzenvertretern anderer Religionen, darunter auch islamischen Geistlichen, und übermittelt Grußworte zu wichtigen Feiertagen. Ihm angegliedert gibt es seit 1974 eine eigene "Kommission für die religiösen Beziehungen mit den Muslimen".

Dem wissenschaftlichen und theologischen Austausch widmet sich das Päpstliche Institut für Arabische und Islamische Studien (PISAI) in Rom, das unter anderem Verbindungen zu renommierten islamischen Universitäten in Ägypten und im Iran unterhält. Auf religiöser und politischer Ebene wurden die Beziehungen vor allem unter Papst Johannes Paul II. (1978-2005) fortentwickelt.
Höhepunkte waren die Papstpredigt vor muslimischen Jugendlichen in Casablanca (1985), das interreligiöse Friedenstreffen von Assisi (1986), an dem auch zahlreiche islamische Würdenträger teilnahmen, sowie der Besuch des verstorbenen Papstes in der Omajjaden-Moschee von Damaskus