Brauchtumsforscher zu "Blackfacing"-Debatte

"Sternsinger nicht mehr schwarz schminken"

Facebook will Bilder mit schwarz angemalten Gesichtern (Blackfacing) löschen. Das beträfe auch Caspar, den Schwarzen der Heiligen Drei Könige, der den Kontinent Afrika verkörpern soll. Sollen wir künftig auf das Schminken verzichten?

Die Lösung: "Caspar" dunkelhäutig aber ungeschminkt / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Lösung: "Caspar" dunkelhäutig aber ungeschminkt / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Facebook will gegen so genanntes "Blackfacing" vorgehen. Was meint der Begriff?

Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti (Theologe und Brauchtums-Experte): "Blackfacing" meint, dass eine menschliche Gestalt durch das Auftragen einer dunklen Creme dargestellt wird, als jemand mit dunkler Hautfarbe. Allerdings ist das nur ein Kriterium. Das zweite Kriterium ist, dass dieser "Schwarze" in eine bestimmte Rolle gerät. So ist das bei den Niederländern derzeit der Zwarte Piet, der eben nicht nur ein schwarz gemachtes Gesicht hat, sondern aufgeworfene rote Lippen und eine Kraushaar-Perücke. Er wird also als Karikatur dargestellt.

DOMRADIO.DE: Auch der König Caspar hat ein schwarzes Gesicht. Inwiefern könnte das jetzt problematisch werden für die Sternsinger?

Becker-Huberti: Das dürfte für ein Unternehmen wie Facebook ungeheuer schwer sein, das bei den einzelnen Figuren zu unterscheiden. Caspar von den Heiligen Drei Königen ist keine Karikatur. Der Caspar versucht auf kindlichem Niveau, einen schwarzen König darzustellen und lässt ihm alle Ehre und Reputation. Der wird nicht karikiert in irgendeiner Form. Das ist bei der holländischen Figur eben ganz anders. Das ist der Typ Helferlein, so ein kindlicher Lakai, über den man lacht und über den man sich lustig macht. Dies im Einzelnen unterscheiden zu können, halte ich nicht für eine der Fähigkeiten von Facebook. Die Niederlande selber sind zerrissen und zerstritten seit Jahren um diese Figur. Die einen wollen sie abschaffen und die anderen wollen sie unbedingt beibehalten. Und Kompromisse sind nicht denkbar.

DOMRADIO.DE: Ist dieses christliche Brauchtum also beim schwarzen König Caspar denn dadurch in Gefahr?

Becker-Huberti: Ich könnte mir vorstellen, dass bestimmte Kreise versuchen, auf diese Art und Weise auch eine solche Figur auszuhebeln.

DOMRADIO.DE: Was wäre Ihrer Meinung nach ein Lösungsansatz für diese Diskussion um den Zwarte Piet, also den Nikolaushelfer, und den schwarzen Caspar bei den Sternsingern?

Becker-Huberti: Indem man sie nicht mehr schwarz anmalt, sondern man kann ja auch Personen einsetzen, die selbst dunkelhäutig sind. Oder man kann Personen einsetzen, die durch die Sonne gebräunt sind, aber nicht mit schwarzer Farbe. Vor allen Dingen die aufgeworfenen roten Lippen sind unangebracht, und ich glaube auch, dass man auf diese Locken-Karikatur verzichten kann.

Das Interview führte Katharina Geiger.

 

Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti / © privat (DR)
Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti / © privat ( DR )
Quelle:
DR