Sternsinger-Aktion 2017

Perspektive in der Wüste

Der Klimawandel wird vor allem von den westlichen Industrieländern verursacht - es leiden andere: Etwa die Menschen im Norden Kenias. Sie müssen ihr Leben komplett umstellen.

Ein Mädchen in der Turkana in Kania / © Bettina Flitner (Kindermissionswerk)

Sich als Europäer das Leben in der Turkana vorzustellen, ist gar nicht so einfach: Die Turkana ist eine Region im Nordwesten Kenias und durch das restliche Land durch ein Gebirge und den Turkanasee abgegrenzt. Die Menschen dort leben als Nomaden, haben also keinen festen Wohnsitz. "Das war auch lange Zeit gar kein Problem", sagt Markus Offner, Referent für Grundsatzfragen im Kindermissionswerk "die Sternsinger", "sie konnten gut mit ihren Viehherden, Ziegen und Kamelherden von einem Weideplatz zum anderen ziehen." Doch in den letzten Jahren sei das schwieriger geworden, sagt er: "Durch die große Trockenheit. Die Regenfälle, die immer schon sehr selten waren, aber regelmäßig einmal im Jahr kamen, kommen jetzt nicht mehr. Seit zwei Jahren hat es nicht mehr geregnet und die Weideplätze werden knapp."

Grund dafür ist der Klimawandel, sagt Sebastian Ulbrich vom Kindermissionswerk "die Sternsinger", "die Menschen, die am wenigsten dafür können, erleben den Klimawandel am härtesten". Die Menschen in der westlichen Welt machten Flugreisen, Kreuzfahrten und bauetn Braunkohle ab – und verursachten damit den Klimawandel ganz entscheidend. Aber: "Wir müssen uns nur mal ein bisschen anpassen, die Menschen in der Turkana verlieren ihre Lebensgrundlage dadurch."

Der Klimawandel sorgt für Konflikte

Denn dadurch, dass es nicht mehr regnet, werden die Weideplätze knapp – und das sorgt beispielsweise in der Grenzregion zu Äthiopien auch für teils gewalttätige Konflikte, wenn es Streit um den immer kleiner werdenden Lebensraum gibt. Schwierig wird es vor allem für die junge Generation in Kenia: Im Durchschnitt sind die Kenianer 19 Jahre alt (zum Vergleich: Die Deutschen sind im Durchschnitt 44.) und in der Turkana kann eine ganze Generation nicht weitermachen wie die Generationen vor ihr. Das Wissen, das bisher von Generation zu Generation weitergegeben wurde, können sie nicht mehr verwenden.

Hier kommen die Sternsinger ins Spiel, sagt Sebastian Ulbrich: "Wir unterstützen eine Laienordensgemeinschaft, die seit über zwanzig Jahren vor Ort wirkt." An den Missionsstationen bekommen die Menschen medizinische Versorgung, ein Kindergarten wird angeboten und die Kinder können in die Schule gehen. Denn im Schulwesen haben sie einen Nachteil: In Kenia wird in den Schulen auf Englisch unterrichten, was die Kinder gar nicht sprechen, sie sprechen Turkana. Bevor es in die Schule geht, müssen sie also erst zum Sprachkurs. Die Menschen lernen dort auch, Nutzpflanzen anzubauen und es werden Brunnen gegraben. Die bisherigen Nomaden müssen also zumindest teilweise sesshaft werden – eine riesige Veränderung.

Sebastian Ulbrich wünscht sich durch die Sternsingeraktion in diesem Jahr von den Menschen hier vor allem eines: Bewusstsein. Bewusstsein für die Probleme weit weg von uns, die durch den Lebensstil hier in Europa entstehen.