Sterbehilfe und die Große Koalition

 (DR)

In der aktuellen Sterbehilfe-Debatte dringt die katholische Kirche darauf, jede Form der organisierten Beihilfe zur Selbsttötung zu verbieten. "Wir begrüßen die politischen Signale, sich dieses wichtigen Themas erneut annehmen zu wollen", heißt es in einer Stellungnahme des Ständigen Rates der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der am Montag in Würzburg-Himmelpforten zusammenkam. Darin unterstreichen die Bischöfe ihre Position, dass das Leben jedes Menschen, "gerade auch des hilfsbedürftigen, alten, kranken und verzweifelten" unbedingt zu schützen sei.

Zuvor hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die gesellschaftliche Debatte begrüßt und ihre Position verdeutlicht. "Die evangelische Kirche ist dem Schutz menschlichen Lebens und seiner unverfügbaren Würde verpflichtet - dies gilt besonders für Grenzsituationen", hatte der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider am Freitag gesagt. Aus christlicher Perspektive sei die Selbsttötung eines Menschen grundsätzlich abzulehnen. Denn das Leben sei als eine Gabe zu verstehen, über die nicht eigenmächtig verfügt werden sollte, ergänzte der Theologe.

Die katholischen Bischöfe verweisen auf den hohen Stellenwert menschenwürdiger Sterbebegleitung. Es sei wichtig, dass alte und kranke Menschen von Angehörigen oder nahestehenden Personen fürsorglich begleitet würden. Der Wunsch zu sterben, entstehe oft aus Einsamkeit und Verzweiflung. Deshalb befürworten die katholischen Bischöfe mehr Hospizangebote und verbesserte Palliativmedizin.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und andere Politiker der großen Koalition haben eine parlamentarische Initiative angekündigt, die ein Verbot jeglicher organisierter Beihilfe zur Selbsttötung als Ziel hat. Gröhe plädierte zudem für eine Debatte im Bundestag, an deren Ende eine Abstimmung ohne Fraktionszwang stehen sollte.

In der vergangenen Legislaturperiode hatte das von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) geführte Justizministerium einen Gesetzentwurf vorgelegt, nach dem nur die gewerbsmäßige, also auf Gewinnerzielung ausgerichtete Förderung der Selbsttötung, unter Strafe gestellt wird. Unionspolitiker, Ärzte und Kirchenvertreter kritisierten den Entwurf als "inakzeptabel". Sie wollen jegliche Form organisierte Suizidbeihilfe verbieten, um auch die Aktivitäten von Sterbehilfevereinen zu verhindern. (epd, KNA)