Bischof Wilmer selbstkritisch zu Vorwürfen einer Ex-Schülerin

Stellungnahme nach Zeitungsbericht

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat sich selbstkritisch zum Umgang mit einem Fall sexueller Belästigung im Jahr 2007 geäußert. Es geht um Vorwürfe gegen einen Lehrer an einem damals von Wilmer geleiteten Gymnasium.

Bischof Heiner Wilmer / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Heiner Wilmer / © Harald Oppitz ( KNA )

Aus heutiger Sicht hätte er die damals 15-jährige Schülerin auch mit einer Vertrauenslehrerin oder einer Pädagogin aus der Schulseelsorge in Kontakt gebracht, schreibt Wilmer in einer Stellungnahme am Freitag. Die schulrechtlichen Disziplinarmaßnahmen gegenüber dem beklagten Lehrer an dem Gymnasium im emsländischen Handrup seien allerdings damals korrekt abgelaufen.

Wilmer reagiert auf Zeitungsbericht

Mit der Stellungnahme reagierte Wilmer auf einen Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Freitag). Danach wirft eine heute 29-jährige Frau dem Bischof vor, in seiner Zeit als Schulleiter in Handrup einem Fall sexueller Belästigung nicht angemessen nachgegangen zu sein.

Wilmer war von 1998 bis 2007 Leiter des Gymnasium Leoninum, bevor er 2007 zunächst Provinzial der deutschen Ordensprovinz der Herz-Jesu-Priester und 2015 Generaloberer seiner Ordensgemeinschaft wurde. Seit 2018 ist er Bischof von Hildesheim.

Ein damaliger Lehrer habe die Schülerin mehrfach belästigt, indem er sie etwa zu Hause angerufen, ihr seine Hand auf den Oberschenkel gelegt oder anzügliche Bemerkungen über ihre Unterwäsche gemacht habe, berichtet die Zeitung. Als sie ihren Eltern davon erzählt habe, hätten die ein Gespräch mit der Schulleitung gesucht.

Darin habe der heutige Bischof die Vorfälle nicht entschieden genug verfolgt. Er habe auch den Lehrer hereingerufen, und dieser habe nichts abgestritten, sondern die Vorfälle zugegeben: "Wilmer gab sich damit zufrieden", zitiert das Blatt die Mutter.

Andere Sichtweise

Bischof Wilmer schildert dies in seiner Stellungnahme anders: Er habe gegenüber den Eltern die körperlichen und verbalen Übergriffe des Lehrers "sehr deutlich verurteilt und als nicht hinnehmbar kritisiert". Mit den Eltern sei zudem vereinbart worden, dass er mit dem Lehrer eine Disziplinargespräch führen werde, womit sie einverstanden gewesen seien. Auch hätten sie später dieses Einverständnis nie relativiert.

Der Lehrer sei von ihm abgemahnt worden, so Wilmer weiter. Auch habe er ihm mitgeteilt, dass er künftig unter "strenger Beobachtung" stehe. Der Mann sei ab dem Zeitpunkt nie mehr als Fach- oder Klassenlehrer der betroffenen Schülerin tätig gewesen. Auch gebe es keine Hinweise auf ein weiteres Fehlverhalten. Der Lehrer sei bis 2014 am Gymnasien Leoninum tätig gewesen und inzwischen verstorben.

Auch der stellvertretende Schulleiter erinnert sich laut "Hannoversche Allgemeine Zeitung" anders an die damalige Gesprächssituation. Seiner Wahrnehmung nach sei es bei den Vorfällen eher um unangebrachte körperliche Nähe als um sexuelle Belästigung gegangen. Daran, dass der Lehrer zu dem Gespräch dazugestoßen sei, erinnere er sich nicht. Ein solches Verhalten wäre auch unüblich gewesen.


Quelle:
KNA
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