Steinmeier würdigt Rabbinerordination als historisch

"Tag der Hoffnung und der Freude"

Bei der Ordination von fünf Rabbinern und einem Kantor in Hannover hat der Bundespräsident am Montag die historische Dimension des Festaktes gewürdigt. Wer hätte nach der Shoah eine Rabbinerausbildung hier für möglich gehalten?

Die Rabbiner-Ordination habe eine historische Dimension, so der Bundespräsident / © Annette Riedl (dpa)
Die Rabbiner-Ordination habe eine historische Dimension, so der Bundespräsident / © Annette Riedl ( dpa )

"Wer hätte sich vorstellen können, dass nach dem Menschheitsverbrechen der Shoah in diesem Land wieder Rabbiner ausgebildet würden? Dass in Deutschland wieder ein so vielfältiges, in die Zukunft gewandtes jüdisches Leben erstehen würde?", fragte Frank-Walter Steinmeier in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Hannover, wo die Ordination durch das orthodoxe Rabbinerseminar zu Berlin stattfand.

Friedliches Miteinander der Religionen

Als Bundespräsident empfinde er es als Ehre und als großes Glück, der Feier beizuwohnen. "Für mich ist es ein Tag der Hoffnung und der Freude." In Hannover habe es seit Jahrhunderten jüdisches Leben gegeben, ehe die Nationalsozialisten es fast vollkommen ausgelöscht hätten. Die Ordination von fünf Rabbinern und die Einführung eines Vorbeters "bewegt mich zutiefst". Sie alle bauten an dem, was die Demokratie ausmache: ein friedliches Miteinander der Religionen und die Achtung der Würde jedes Menschen.

Ausgebildet wurden die Rabbiner an dem von der Ronald S. Lauder Foundation und dem Zentralrat der Juden in Deutschland unterstützten Rabbinerseminar zu Berlin. Es ordiniert seit 2009 orthodoxe Rabbiner und sieht sich als Nachfolgeinstitution des Hildesheimer'schen Rabbinerseminars, das 1938 von den Nationalsozialisten zwangsweise geschlossen wurde. Mittlerweile hat es 21 Männer in jüdische Gemeinden in Deutschland und ins Ausland entsandt. Die in Hannover ordinierten Rabbiner und der Vorbeter sind bereits in ihren Berufen tätig - unter anderem in Berlin, Köln, London und Darmstadt.

Das orthodoxe Judentum ist neben dem liberalen und dem konservativen eine der Hauptströmungen des heutigen Judentums. "Orthodox" heißt übersetzt "rechtgläubig".

Steinmeier erschüttert über Schüsse auf Rabbinerhaus in Essen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich erschüttert gezeigt über die Schüsse auf die Tür des Rabbinerhauses in Essen am 18. November. Auch die Beschädigung einer Synagoge am Wochenende in Berlin "schmerzt mich zutiefst", sagte er am 21. November in Hannover. Er beklagte, "dass sich auch in unserem Land Antisemitismus wieder viel unverhohlener und offener zeigt".

Einschusslöcher bei Synagoge in Essen / © Justin Brosch (dpa)
Einschusslöcher bei Synagoge in Essen / © Justin Brosch ( dpa )
Quelle:
epd , KNA