Start der Fastenaktion von Misereor

"Es geht noch was"

Die Fastenaktion vom Hilfswerk Misereor steht in diesem Jahr unter dem Motto "Es geht! Gerecht." Der Blick werde dabei besonders auf die Klimagerechtigkeit gelenkt, sagt Franz Gulde von Misereor. Man solle die Hoffnung nicht aufgeben.

Eine Pflanze wächst aus trockenem Boden / © Tobik (shutterstock)
Eine Pflanze wächst aus trockenem Boden / © Tobik ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Jedes Jahr steht die Fastenaktion von Misereor unter einem bestimmten Motto. Diesmal ist es "Es geht! Gerecht." Was bedeutet dieses Motto?

Franz Gulde (Leiter der Bildungsabteilung des Hilfswerks Misereor)Dieses Motto bedeutet zum einen, dass noch was geht. Das soll der erste Teil dieses Leitwortes ausdrücken. Wir sehen ja die vielen Krisen um uns herum, ganz aktuell die Krise wegen des Krieges in der Ukraine. Aber wir wollen damit den Blick auf die Frage der Klimagerechtigkeit lenken. Auch eine weltweite globale Herausforderung, bei der wir uns die Hoffnung nicht nehmen lassen sollen, dass es noch geht. Es geht noch was. Das zeigen auch die beiden Kinder auf dem Plakat, die wir bei der Fastenaktion aufgenommen haben. Jean-Louis und Laetitia, die ihre Daumen nach oben strecken. Sie rufen uns dazu auf, daran festzuhalten, die Hoffnung nicht zu verlieren und sich dafür einzusetzen, dass was geht.

Franz Gulde (Leiter der Bildungsabteilung des Hilfswerk Misereor)

"Wir müssen gemeinsam unsere Welt so gestalten, das gemeinsame Haus, wie Papst Franziskus sagt, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, in Würde zu leben."

Das "gerecht" macht deutlich, dass es ohne Gerechtigkeit nicht geht in unserer Welt. Auch das macht die Situation in der Ukraine deutlich. Gerechtigkeit bedeutet Frieden, Würde, Menschenrechte und bedeutet eben auch Klimagerechtigkeit. Wir müssen gemeinsam unsere Welt so gestalten, das gemeinsame Haus, wie Papst Franziskus sagt, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, in Würde zu leben.

DOMRADIO.DE: Das ist ein Aufruf an uns alle, dass wir uns anspruchsvolle Klimaziele setzen sollen. Was bedeutet das denn jetzt für uns konkret, vielleicht auch im Alltag?

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Gulde: Es geht zunächst mal darum, dass wir die Auswirkungen des Klimawandels schon in ganz vielen Ländern sehen. Wir wissen jetzt schon, dass ungefähr 24 Millionen Menschen aufgrund von Starkwetter-Ereignissen auf der Flucht sind. Das bringt uns vor allen Dingen hier im sogenannten globalen Norden dazu, dass wir handeln müssen. Wir sind diejenigen, die am meisten CO2 ausstoßen und ausgestoßen haben in den zurückliegenden Jahrzehnten. Wir müssen dazu kommen, diesen Ausstoß zu reduzieren.

Es kann uns dazu bringen zu sagen, dass man auf das Auto verzichtet, aufs Fahrrad umsteigt. Es kann aber auch heißen, bei Gebäudesanierung im kirchlichen Bereich aktiv zu werden, sich in der Gemeinde für Erhalt von Grünflächen einzusetzen, sich um die Fragen von Ernährung zu kümmern. Wo kommen die Lebensmittel her, die ich esse? Also verschiedene Bereiche, wie wir, auch ganz konkret jeder Einzelne, als Gruppe, aber auch in unserer Gemeinde Dinge verändern können. Es gibt aber auch die Möglichkeit, sich natürlich politisch dafür einzusetzen, dass dieses sogenannte 1,5 Grad Limit, was ja auch der neue Bericht des Klimawandels noch mal sehr prominent in den Mittelpunkt gestellt hat, nicht überschritten wird.

DOMRADIO.DE: Gemeinsam kann man das dann auch in Online-Workshops lernen. Haben Sie da vielleicht ein Beispiel?

Gulde: Es betrifft die verschiedenen Ebenen, die ich eben angesprochen habe. Man kann es auf der individuellen Ebene tun, indem man sein persönliches Verhalten, seinen Lebensstil genauer anschaut. Wo hat man sozusagen den größten CO2-Fußabdruck? Wo nutzt man die Schöpfung am meisten aus? Man kann es aber auch im politischen Bereich tun, indem man sich mit lokalen Politikerinnen und Politikern trifft, sie auf die wichtigen Klimaschutzziele hinweist. Dass man darauf achtet, wo Gelder hingehen und ob Gelder auch für klimaschutzrelevante Projekte investiert werden. All diese Fragen kann man auf unterschiedlichen Ebenen für sich entscheiden und sich entsprechend dort engagieren.

DOMRADIO.DE: Gespendet werden kann jetzt auch schon für diese Aktion. Am 3. April wird dann in allen katholischen Kirchengemeinden Geld gesammelt. Wo fließt das Geld dann hin?

Gulde: Das Geld kommt Partnern von Misereor zugute, in allen Kontinenten, Afrika, Asien, Lateinamerika. Dieses Jahr stellen wir insbesondere Menschen auf den Philippinen und in Bangladesch in den Fokus, die von der Klimakrise besonders betroffen sind. Der ansteigende Meeresspiegel in Bangladesch zum Beispiel hat viele Menschen zu Klimaflüchtlingen gemacht innerhalb ihres eigenen Landes. Sie müssen überflutete Regionen verlassen und suchen Sicherheit in Städten mit den entsprechenden Konsequenzen für die Städte.

Die Philippinen, das ist sicherlich auch vielen bekannt, sind immer wieder sehr stark von Taifunen bedroht. Auch da sind die Menschen durch die Klimakrise oft in ihrer Existenz bedroht und sie versuchen sich mit Maßnahmen gegen diese Klima-Erwärmung zu schützen. Die Partner stehen bei uns besonders im Fokus und für uns ist es ein Anliegen, sie in ihrer Arbeit gegen die Klimakrise und zum Erhalt ihrer Lebensgrundlagen kräftig zu unterstützen.

Das Interview führte Florian Helbig.

Quelle:
DR