Stars Wars hat viele biblische Parallelen

(Fast) alles in der Bibel geklaut?

Star Wars begeistert seine Fans seit mehr als 40 Jahren. Der Science-Fiction-Stoff um Kämpfe in fernen Galaxien hat durchaus starke biblische Anklänge, findet der Theologe Paganini. Auch mit Blick auf die Rolle von starken Frauen.

Darstellung von Star-Wars Held Luke Skywalker (Mitte) / © Krikkiat (shutterstock)
Darstellung von Star-Wars Held Luke Skywalker (Mitte) / © Krikkiat ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie haben ein Buch zusammen mit Ihrer Frau geschrieben, "Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Macht: Star Wars und die Bibel", so heißt es und ist im Herder-Verlag erschienen. Wie viel Bibel steckt denn in Star Wars?

Simone Paganini (Professor für Bibeltheologie und Star Wars-Fan): Der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis ist ganz biblisch. Dieser Dualismus, der dann im Laufe der Kirchengeschichte ein bisschen abgeschwächt worden ist, ist aber in der jüdischen, in der biblischen Denkweise ganz präsent. Also, sehr viel Star Wars steckt in der Bibel, beziehungsweie sehr viel Bibel steckt in Star Wars!

Simone Paganini

"Sehr viel Star Wars steckt in der Bibel, beziehungsweie sehr viel Bibel steckt in Star Wars!"

DOMRADIO.DE: Der Menschensohn, ein Skywalker? Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Paganini: Ja, Skywalker meint ja jemanden, der auf dem Himmel geht. Im Buch Daniel der Bibel heißt es, dass der Menschensohn kommen wird, in dem er auf den Wolken reitet. Und so ist diese Verbindung zustande gekommen. Allerdings nicht nur vom Namen her, sondern auch thematisch: der Skywalker, Anakin, der dann später Darth Vader werden wird, er ist der Auserwählte, derjenige, der die Galaxie, der die Welt retten wird. Er wird sogar von einer jungfräulichen Mutter geboren.

DOMRADIO.DE: Und Leia, die galaktische Prinzessin? Haben Sie für die auch eine biblische Parallele gefunden?

Heilige Maria Magdalena / © Harald Oppitz (KNA)
Heilige Maria Magdalena / © Harald Oppitz ( KNA )

Paganini: Allgemein spielen starke Frauen im Star Wars-Universum eine große Rolle und wir kennen auch aus der Bibel sowohl im Alten wie im Neuen Testament kämpfende Frauen: Deborah oder Judith - starke Frauen, die dann auch im Neuen Testament mit Maria, der Gottesmutter, und Maria Magdalena für die Gemeinschaft ganz wichtig werden.

Nach dem Buch der Offenbarung ist Maria diejenige, die gegen den Drachen, also gegen den ganz Bösen siegen wird. Also, das ist auch ganz biblisch ausgedrückt bei Star Wars.

DOMRADIO.DE: "Möge die Macht mit dir sein" als Segensgruß. Blasphemie oder Parallele?

Paganini: Nicht nur Parallele, sondern ein wörtliches Zitat, würde ich sagen. Die Art und Weise, wie die Menschen in Star Wars sich begrüßen, erinnert ganz stark an ähnliche Wünsche, die auch christliche, jüdische, aber auch andere Religionen angehörende Traditionen widerspiegeln. Auch hier kann man sehr viele Ähnlichkeiten sehen.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie sagen, man findet ganz viele solche Bezüge, inwieweit sagen Sie, da ist wirklich der Haupt-Bezug, da ist wirklich was richtig Großes in der Bibel zu finden, was mit Star Wars zusammenhängt, wo George Lucas, der Erfinder von Star Wars, wahrscheinlich abgeguckt haben könnte...

Simone Paganini

"Es gibt doch sehr viele inhaltliche Parallelen. Die Geschichte zum Beispiel, dass Versöhnung über Generationen hinweg geht."

Paganini: Zwei Dinge sind ganz wichtig. Es gibt doch sehr viele inhaltliche Parallelen. Die Geschichte zum Beispiel, dass Versöhnung über Generationen hinweg geht. Das sehen wir auch in der Patriarchen-Geschichte und das sehen wir in der Geschichte mit Darth Vater und seinem Sohn Luke und dann weiter mit Leia und Han Solo und mit Kylo Ren.

Aber auch auf einer ganz andere Ebene gibt es Parallelen und zwar in der Entwicklung der ganze Geschichte: Was ist das Evangelium? Evangelium ist zum Beispiel die Biographie Jesu, wie sie im ersten Jahrhundert geschrieben worden ist. Und Biographien hat es schon früher gegeben. Aber das Markusevangelium erschafft dieses Wort "Evangelium" als etwas total Neues, um etwas, was bereits da war, zu bezeichnen.

Und was macht Star Wars? Es nimmt Science-Fiction, also etwas, was bereits da war. Aber nach Star Wars muss man Science-Fiction neu überdenken, überlegen. So wie das Evangelium Neues erschaffen hat, nämlich eine neue Form der Biographie, schafft Star Wars eine neue Form von Science-Fiction. Also, auch auf dieser formalen Ebene gibt es sehr viele interessante Parallelen.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Buchtipp: Simone Paganini; Claudia Paganini: Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Macht. Star Wars und die Bibel; Herder-Verlag

Quelle:
DR