DOMRADIO.DE: Olga, wann hast du mit dem Klavier spielen angefangen?

Olga Scheps (Starpianistin): In meiner Kindheit. Meine Eltern sind Pianisten und haben mir das Klavier spielen beigebracht. Und wenn man solche Eltern hat, wächst man in einer musikalischen Ebene auf – mit der Gewissheit, dass es was ganz Normales ist.
DOMRADIO.DE: Ab wann war für dich klar, dass du diesen Weg der Profimusikerin einschlägst?
Scheps: Als ich die Wahl hatte zwischen Abitur machen und das abzubrechen. Ich entschied mich dann dazu, das Abitur abzubrechen, weil man auch an der Hochschule für Musik in Köln ohne dieses Zertifikat studieren kann. Dazu muss man eine Prüfung absolvieren. Das habe ich gemacht und auch nicht bereut.
DOMRADIO.DE: Und mit großem Erfolg. Was ist das für ein Gefühl, wenn man wie du plötzlich ganz oben in den Charts steht?
Scheps: So ein bisschen wie ein Geburtstag, aber einen ganzen Monat lang. Man muss dennoch aufpassen, dass man die eigene künstlerische Leistung nicht von Preisen und Chartplatzierungen abhängig macht.
DOMRADIO.DE: Gibt es eine Art Lieblingsstück, das du gerne spielst?
Scheps: Es gibt so viel Tolles, aber vielleicht die Ballade No. 1 von Frédéric Chopin und die Klavierkonzerte von Mozart.
DOMRADIO.DE: Du wohnst in Köln. Hast du eine Beziehung zum Kölner Dom, vor dem du sogar mal gespielt hast?
Scheps: Alle, die schon mal mit dem Zug nach Köln gereist sind, erinnern sich daran, dass man zuerst den Dom sieht. Und auch ich erinnere mich daran, wenn ich mit meiner Mama nach Köln fuhr. Sehr beeindruckend!
DOMRADIO.DE: Wenn wir schon vom Dom sprechen: Spielen für dich Religion und Spiritualität eine Rolle?
Scheps: Ich glaube an Gott. Ich glaube, dass da jemand ist, der auf uns aufpasst, der auf uns schaut und der auch von uns gewisse Dinge erwartet.
DOMRADIO.DE: Spielst du auch manchmal in Kirchen?
Scheps: Ich habe einige Alben in der evangelischen Jesus Christus-Kirche in Berlin aufgenommen, u.a. mein erstes Chopin-Album, da ist eine fantastische Akustik. Ein besonderer Ort, sehr still.
DOMRADIO.DE: Ist die Kommunikation mit deinen zahlreichen Fans für dich wichtig?
Scheps: Auf jeden Fall, das ergibt sich nach den Auftritten oft. Und auch mein Satie-Album hat sich daraus ergeben, dass mich oft nach Konzerten Menschen darauf ansprachen, mal was von Satie zu spielen.
DOMRADIO.DE: Die politische Lage ist weltweit sehr unruhig. Auch du hast dich als gebürtige Russin schon mit dem Krieg in der Ukraine befasst. Glaubst du, dass unsere Welt friedlicher wird, wenn die Menschen eher auf Musiker als auf Politiker hören?
Scheps: Vielleicht. Wir Musiker sind unterwegs und spielen vor Menschen, die wir größtenteils nicht kennen und durch die Musik sind wir alle miteinander verbunden. Diese Idee davon, dass wir miteinander sind, die ist so normal und natürlich. Und ein Krieg ist das absolute Gegenteil davon!
Das Interview führte Bernd Knopp.
Hinweis: Bei dem Interview handelt es sich um einen Ausschnitt eines längeren Interview.
Olga Scheps spielt am kommenden 4. Mai in der Kölner Philharmonie zusammen mit dem Kölner Kammerorchester.