Stamp: Seehofers Islam-Aussage bereitet Boden für Radikalisierung

Gegenseitiger Respekt

Der NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) hat die Äußerung von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) kritisiert, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. 

Gläubiger beim Gebet in einer Moschee / © Harald Oppitz (KNA)
Gläubiger beim Gebet in einer Moschee / © Harald Oppitz ( KNA )

Gerade solche Äußerungen könnten jugendliche Muslime verunsichern und für Anwerbung aus dem radikal-islamistischen Lager anfällig machen, sagte Stamp am Dienstag beim Besuch der Roma-Moschee in Düsseldorf. Der stellvertretende NRW-Ministerpräsident sagte der Gemeinde Unterstützung beim Kampf gegen eine mögliche Radikalisierung von Jugendlichen zu.

"Deutschland ist durch das Christentum geprägt"

Es müsse darum gehen, Jugendliche davor zu bewahren, "von Radikalen abgegriffen" zu werden. Seehofer hatte der "Bild"-Zeitung gesagt: "Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Deutschland ist durch das Christentum geprägt." 

Allerdings gehörten die hier lebenden Muslime zu Deutschland. Damit zog der CSU-Politiker nicht nur Kritik der Opposition und muslimischer Verbände auf sich, sondern auch vom Koalitionspartner SPD und der Schwesterpartei CDU.

Unterstützung beim Bau von zweiter Moschee

Stamp sagte beim Besuch der Moschee aus Anlass der Internationalen Wochen gegen Rassismus weiter, das Land NRW habe angesichts der Verfolgung und Ermordung Tausender Roma durch die Nationalsozialisten eine große historische Verantwortung für diese Bevölkerungsgruppe. "Alle Religionen müssen sich hier sicher fühlen können und müssen im gegenseitigen Respekt miteinander umgehen", betonte der Integrationsminister.

Die Moschee der Islamischen Kultur-Union der Roma Düsseldorf ist den Angaben nach die einzige Roma-Moschee in NRW. Zu ihr zählen nach Angaben des Gemeindevorstands rund 500 Mitglieder, die meisten kommen aus Balkanstaaten. Die Gemeinde plant nach eigenen Angaben, im Ruhrgebiet eine zweite Moschee einzurichten. Stamp erklärte, sein Ministerium wolle diese Bestrebungen "sehr unterstützen".

Positives Bild von Roma wird vermittelt

Der FDP-Politiker sagte, die Düsseldorfer Roma-Moscheegemeinde könne vielleicht auch für andere Städte ein Vorbild sein. Das islamische Gotteshaus ist in einem ehemaligen evangelischen Jugendzentrum untergebracht, das von den Gläubigen mit eigenen Mitteln umgebaut worden ist.

Stamp lobte die engagierte Arbeit der Gemeinde. Sie vermittle auch nach außen hin "ein positives Bild der Roma" und mache klar, dass es mehr gebe "als nur negative Klischees", sagte er.


Quelle:
epd
Mehr zum Thema