Stäblein pocht auf starke Konsequenzen aus Missbrauchsstudie

"Es bleibt noch sehr viel zu tun"

Der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein hat Konsequenzen aus der in der vergangenen Woche vorgestellten Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche gefordert. Es gelte weiterhin, verstärkt aufzuarbeiten.

Gedruckte Ausgaben der Studie zu Missbrauch in der evangelischen Kirche liegen auf einem Tisch / © Sarah Knorr (dpa)
Gedruckte Ausgaben der Studie zu Missbrauch in der evangelischen Kirche liegen auf einem Tisch / © Sarah Knorr ( dpa )

Nun sei die Zeit zu handeln, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Samstag im RBB-Hörfunk.

Landesbischof Christian Stäblein / © Frank Senftleben (epd)
Landesbischof Christian Stäblein / © Frank Senftleben ( epd )

Die Studie zeige die spezifischen Merkmale einer evangelischen Kirche, "die täterbegünstigende Strukturen ermöglichen". 

Dazu gehörten etwa unscharfe Trennungen von privat und dienstlich sowie mit Blick auf die notwendige Aufklärung und Aufdeckung unklare Zuständigkeiten.

"Toxische Strukturen des Patriarchats"

Stäblein betonte, nicht zu übersehen sei außerdem, "dass alle Täter männlich sind". Dabei sprach er von "toxischen Strukturen des Patriarchats". Dies müsse ein Ende haben, "diese Bedingungen gilt es auszutrocknen".

Manches sei in den vergangenen Jahren bereits getan worden. Der Bischof verwies unter anderem auf Präventionskonzepte und Interventionspläne sowie auf Gesetze und Verordnungen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, die alle Mitarbeitenden verpflichten. 

"Jetzt gilt: weiter, verstärkt Aufarbeiten"

"Sehr viel bleibt noch zu tun", ergänzte Stäblein: "Jetzt gilt: weiter, verstärkt Aufarbeiten. Und daraus die notwendigen Konsequenzen ziehen."

Das von der Evangelischen Kirche in Deutschland beauftragte unabhängige Forscherteam sprach von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern bundesweit. Die Forscher betonten, dass dies nur "die Spitze der Spitze des Eisbergs" sei, weil vor allem Disziplinar-, kaum aber Personalakten eingesehen wurden.

Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche

Die Zahl der Missbrauchsopfer in der evangelischen Kirche und Diakonie ist viel höher als bislang angenommen. Laut einer Studie sind seit 1946 in Deutschland nach einer Hochrechnung 9.355 Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht worden. Die Zahl der Beschuldigten liegt bei 3.497. Rund ein Drittel davon seien Pfarrpersonen, also Pfarrer oder Vikare. Bislang ging die evangelische Kirche von rund 900 Missbrauchsopfern aus. Die Forum-Studie wurde von einem unabhängigen Forscherteam erarbeitet und in Hannover veröffentlicht.

Gedruckte Ausgaben der Studie zu Missbrauch in der evangelischen Kirche liegen auf einem Tisch / © Sarah Knorr (dpa)
Gedruckte Ausgaben der Studie zu Missbrauch in der evangelischen Kirche liegen auf einem Tisch / © Sarah Knorr ( dpa )
Quelle:
epd