Staatsanwaltschaft stellt Piusheim-Ermittlungen ein

Vorwürfe des schweren Missbrauchs

Mehr als zwei Jahre nach Bekanntwerden schwerer Missbrauchsvorwürfe in dem früheren katholischen Piusheim bei München hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt. Es habe sich kein Anfangsverdacht ergeben, hieß es.

Das frühere katholische Piusheim bei München  / © Uwe Lein (dpa)
Das frühere katholische Piusheim bei München / © Uwe Lein ( dpa )

Der "Komplex Piusheim" sei abgeschlossen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Nach Durchführung der Ermittlungen, insbesondere nach Vernehmung zahlreicher Zeugen sowie nach Auswertung der seitens des Erzbistums München und Freising übergebenen Unterlagen, hat sich kein Anfangsverdacht gegen eine konkrete Person ergeben." Die Ermittlungen, die sich gegen unbekannt richteten, seien darum bereits Ende August dieses Jahres eingestellt worden.

Matthias Katsch / © Julia Steinbrecht (KNA)
Matthias Katsch / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Eckiger Tisch: "Akten sichern, Zeugen befragen"

Der Sprecher der Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, forderte eine Untersuchungskommission im bayerischen Landtag, "um die Akten zu sichern, Zeugen zu befragen und die Vorgänge in diesem und gegebenenfalls weiteren Heimen aufzuklären, die in diesem Zusammenhang immer wieder genannt werden", sagte er der dpa.

Sexpartys und Prostitution im Heim?

Ein Prozess am Landgericht München II hatte die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Frühjahr 2020 ausgelöst. Ein Großvater, der selbst wegen jahrelangen und massenhaften schweren Missbrauchs an seinen Enkeln und deren Freunden zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden war, hatte vor Gericht ausgesagt, als Jugendlicher in dem Erziehungsheim der katholischen Kirche schwer missbraucht worden zu sein. Er sprach von Sexpartys und Prostitution und davon, dass ein Mitschüler sich in dem Heim das Leben nahm.

 Das Ortsschild von Piusheim / © Uwe Lein (dpa)
Das Ortsschild von Piusheim / © Uwe Lein ( dpa )

Nach Bekanntwerden der Ermittlungen hatten sich mehrere frühere Bewohner des Piusheims bei der Staatsanwaltschaft, dem Erzbistum München und Freising und dem "Eckigen Tisch" gemeldet. Katsch sprach damals von einer "höllischen Einrichtung".

Eckiger Tisch

Eckiger Tisch ist ein gemeinnütziger Verein, der die Interessen von Betroffenen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen speziell im Kontext der Katholischen Kirche vertritt. Im Rahmen unserer Möglichkeiten beraten und unterstützen wir Betroffene. Wir stellen Öffentlichkeit her und versuchen auf Politik, Kirche und Gesellschaft einzuwirken, damit alles getan wird zur Überwindung von sexuellem Kindesmissbrauch durch Kleriker.

Leere Stühle in einer Kirche / © MASSIMILIANO PAPADIA (shutterstock)
Leere Stühle in einer Kirche / © MASSIMILIANO PAPADIA ( shutterstock )

 

Quelle:
dpa