Staatengemeinschaft drängt Birma zur Öffnung für Helfer

Kommt ein Krisengipfel?

Nach der Wirbelsturmkatastrophe in Birma (Myanmar) erhöht die internationale Gemeinschaft den Druck auf das Militärregime, die Grenzen für ausländische Helfer zu öffnen. EU-Entwicklungskommissar Louis Michel führte nach Angaben seines Sprechers am Donnerstag "erste positive Gespräche" mit der Führung in Birma. Die Vereinten Nationen erwägen die Einberufung eines Krisengipfels. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon kündigte an, den obersten Katastrophenhilfe-Koordinator John Holmes nach Birma zu entsenden.

 (DR)

EU-Kommissar Michel fordert 30-Tage-Visa für Hilfskräfte der EU-Kommission und 6-Monate-Visa für Hilfsorganisationen unter EU-Vertrag. Die birmanische Führung wolle dies prüfen, hieß es in Brüssel. Außerdem schlug Michel vor, den Militärflughafen der Stadt Pathein für Hilfstransporte zu öffnen. An diesem Freitag will sich Michel ein Bild von der Lage im besonders schwer getroffenen Irrawaddy-Delta machen.

Kirchliche Hilfswerke lobten die Spendenbereitschaft für Birma in Deutschland. Bei Caritas international gingen nach anfänglichem Zögern bisher 400.000 Euro ein, bei der Diakonie Katastrophenhilfe 300.000 Euro. Die Werke können nur über einheimische Partnerorganisationen Kleidung, Medikamente, Wasserfilter, Tanks und Lebensmittel verteilen. Auch die Kindernothilfe konnte ihre Arbeit im Irrawaddy-Delta ausweiten.

Nach Angaben der Vereinten Nationen brauchen mehr als zwei Millionen Menschen in Birma dringend Soforthilfe. Durch den Wirbelsturm kamen vermutlich mehr als 100.000 Menschen ums Leben. Das Regime bezifferte die Zahl der Toten am Donnerstag mit rund 43.000. Etwa 28.000 Menschen würden noch vermisst, hieß es.

Eine under cover arbeitende BBC-Reporterin berichtete aus dem Delta, Zehntausende seien in abgeschnittenen Gebieten gestrandet und hofften verzweifelt auf Hilfe. Sie übermittelte Bilder von weinenden und betenden Menschen, die sich bei strömendem Regen unter provisorischen Dächern zusammendrängten.

Unterdessen gab das Regime das Ergebnis der Volksabstimmung über die geplante Verfassungsänderung bekannt. Staatliche Medien berichteten, die neue Verfassung sei mit bisher 92,4 Prozent der Stimmen gebilligt worden. Die Wahlbeteiligung habe bei 99 Prozent gelegen. Das umstrittene Referendum war am vergangenen Samstag trotz der Katastrophe abgehalten worden. Im Irrawaddy-Delta soll die Abstimmung am 24. Mai nachgeholt werden. Kritiker werfen den Generälen vor, mit der neuen Verfassung ihre Macht zementieren zu wollen.

Ethnische Minderheiten leiden nach Angaben von Menschenrechtlern besonders unter den Folgen des verheerenden Wirbelsturms in Birma.
Die christlichen Karen im Delta befürchteten, bei der Verteilung von Hilfsgütern durch staatliche Stellen benachteiligt zu werden, berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen. Grund sei, dass bewaffnete Karen-Rebellen seit 59 Jahren gegen die Regierung kämpften.