St. Remigius in Bergheim feiert 850. Geburtstag

Älter als der Kölner Dom

Vor 850 Jahren wurde die Kirche St. Remigius als Zentrum für die "Christianität" in Bergheim gebaut. Das Jubiläum wird mit einer Lichterprozession, Kirchenführungen und einem Festgottesdienst mit Erzbischof Stefan Heße groß gefeiert.

Autor/in:
Johannes Schröer
St. Remigius in Bergheim / © Robert Boecker (Kirchenzeitung Köln)
St. Remigius in Bergheim / © Robert Boecker ( )

Ein Sitzplatz mit Aussicht. Vom Kirchplatz der Kirche St. Remigius in Bergheim geht der Blick ins Weite. Die Kirche liegt erhaben auf einem Berg. Wir treffen uns auf einer Bank, die auf dem Kirchplatz zum Verweilen einlädt – die Sonne scheint. Bei mir sind Anna Bedur und Martin Achtelik. Beide engagieren sich ehrenamtlich für ihre Gemeinde, die noch St. Remigius heißt, sich aber Anfang kommenden Jahres aufgrund der pastoralen Strukturreform mit 15 anderen Gemeinden zu St. Barbara zusammenschließen wird.

Engagiert für St. Remigius / Martin Achtelik und Anna Bedur  / © Robert Boecker (Kirchenzeitung Koeln)
Engagiert für St. Remigius / Martin Achtelik und Anna Bedur / © Robert Boecker ( Kirchenzeitung Koeln )

“Mit 850 Jahren ist unsere Kirche älter als der Kölner Dom”, sagt Martin Achtelik stolz – und in wenigen Tagen wird groß gefeiert, denn dann ist Geburtstag, der 850ste ihrer Kirche, der sie sich tief verbunden fühlen. “Ich bin hier getauft worden”, erzählt Anna Bedur, “hier bin ich zur Kommunion gegangen und bin auch hier getraut worden”. Von ihren Eltern, Großeltern und Urgroßeltern habe sie Hochzeitsphotos, alle Vorfahren haben in Sankt Remigius geheiratet. Gern leistet sie heute ihren Beitrag, um die Gemeinde lebendig zu halten. Jetzt zum Beispiel hilft sie bei der Organisation des großen, runden Geburtstagsfestes, das vom 11. bis 14. September rund um die Pfarrkirche stattfindet. Ein Höhepunkt: Am Sonntag wird der Hamburger Erzbischof Stefan Heße mit der Gemeinde den Festgottesdienst feiern. Bischof Heße war einst Kaplan in St. Remigius.

Historisch bedeutsam ist die Kirche nicht nur wegen der 850 Jahre, die sie auf dem Buckel hat, sondern auch wegen einer weltweit einmaligen Ingenieursleistung, die vor 36 Jahren den Kirchbau gerettet hat. Damals drohte die Kirche einzustürzen. Grundwasserabsenkungen im benachbarten Tagebau sorgten für tiefe Risse im romanischen Mauerwerk. Rettung brachten riesige Spiralfedern, die wie große übereinandergelegte LKW-Federungen aussehen und im Keller der Kirche die Bodenbewegungen abfedern und ausgleichen. 

Kirche St. Remigius in Bergheim steht auf Spiralfedern  / © Robert Boecker (Kirchenzeitung Koeln)
Kirche St. Remigius in Bergheim steht auf Spiralfedern / © Robert Boecker ( Kirchenzeitung Koeln )

Spektakulär sieht das aus, als stehe die Kirche auf Druckfedern wie auf elastischen Stelzen. “Passives Federpaketsystem”, nennt Martin Achtelik das. Er war selbst Ingenieur und gerät ins Schwärmen, wenn er über diese große “Ingenieurskunst” spricht. Während des Pfarrfestes zum 850. Geburtstag der Kirche wird es auch Führungen in den Keller mit den riesigen Federpaketen geben. Nicht nur für Ingenieure ist das eine Attraktion.

1175 wurde die Kirche durch den damaligen Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg geweiht. Die Kirche ist zugleich Wallfahrtskirche. So findet das Jubiläum auch am Wallfahrtsfest statt. Vor 222 Jahren wurde ein bedeutsames Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes nach Remigius übertragen. Ursprünglich stand das Gnadenbild im Kloster Bethlehem im Bethlehemer Wald  zwischen Bergheim und Oberaußem. Dort hatte damals ein Förster eine aus St. Remigius geraubte Monstranz mit Hostie wiedergefunden. 

St. Remigius ist eine Kirche mit einer reichen Geschichte. Kirchenpolitisch, architektonisch und historisch bedeutsam. Im Gespräch mit Anna Bedur und Martin Achtelik wird deutlich, wie stolz die beiden auf ihre Kirche sind. Und zwar nicht nur wegen der 850 Jahre, die der Gemeinde ein enormes geschichtliches Fundament geben. “Es sind nicht die Steine, die wichtig sind”, sagt Martin Achtelik, “wichtig ist für uns, dass wir die Gemeinde lebendig halten”. Für ihn und Anna Bedur ist St. Remigius ein Zuhause oder besser gesagt Heimat. Achtelik sagt, er sei zwar "Imi", er komme aus Bremen, wo er schon in frühen Jahren von der kirchlichen Jugendarbeit profitiert habe, später im katholischen Studentenchor, dann sei er in Remigius angekommen, seine beiden Kinder seien hier getauft worden und mit seiner Arbeit im Kirchenvorstand freue er sich, auch etwas von dem zurückgeben zu können, was er von der katholischen Kirche bekommen habe.

Auf die Zukunft angesprochen, das heißt auf die Zusammenlegung der Gemeinden mit der Pastoralreform im kommenden Jahr, wird er sehr ernst. “Es war für mich ein seltsames Gefühl”, sagt er, “da komme ich als Imi hierher und unterschreibe als Kirchenvorstand für eine 850 Jahre alte Kirche mit ihrer Gemeinde, dass sie sich auflöst, und dann etwas Neues entsteht”. Aber klar ist für ihn auch, dass er nicht resigniert. Wenn man zurückschaue, dann bedeute das auch, nach vorne zu gucken. Jetzt sei es ihre Aufgabe, die neue Katholische Kirchengemeinde St. Barbara, die als Kirchturm die Remigius-Kirche habe, neu zu gestalten. “Bei mir ist das Glas immer halbvoll, halbleer kenne ich nicht”, sagt er.

Bischof Remigius tauft Frankenkönig Chlodwig / © Robert Boecker (Kirchenzeitung Koeln)

Von unserer Bank auf dem Kirchvorplatz aus schauen wir auf Bischof Remigius. Über dem Südportal gibt es ein altes Relief, das den Bischof zeigt, wie er den Frankenkönig Chlodwig tauft und damit einen entscheidenden Beitrag zur Christianisierung Europas leistet.

Remigius bleibt natürlich der Patron der Kirche. Und das ist auch gut so, denn 850 Jahre lang hat er die Gemeinde beschützt. Darauf vertrauen die Bergheimer auch heute noch. "Deswegen bin ich froh, dass man hier versucht, den Kirchort lebendig zu halten”, sagt Anna Bedur, “zum Beispiel mit der Kinderkirche, die Gemeinde attraktiv zu gestalten, sodass die Bergheimer Spaß haben an Gemeinde und am Glauben". 

Besonders freut sie sich auf den runden Kirchengeburtstag. Sie strahlt, wenn sie die vielen Highlights aufzählt, die zwischen dem 11. Und 14. September in und um St. Remigius stattfinden: zum Beispiel die Lichterprozession am Freitag, die verschiedenen Kirchenführungen am Samstag, das Pfarrfest mit dem Kinderprogramm, das Festkonzert, den Festgottesdienst mit Erzbischof Heße und, und, und. 

Zufällig ist an dem Wochenende auch noch der Tag des offenen Denkmals – das ist noch ein Grund mehr für einen Ausflug nach Bergheim, um sich die Kirche anzuschauen und mit der Gemeinde gemeinsam 850 Jahre Remigius zu feiern.

Quelle:
DR

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