St. Oswald sammelt mit Segen des Papstes

Eine Benedikt-Orgel für Traunstein

Die Papst-Benedikt-Orgel in der Alten Kapelle in Regensburg bekommt eine Schwester. Im oberbayerischen Traunstein, das Joseph Ratzinger stets als seine Heimatstadt bezeichnete, soll in den nächsten Jahren eine Benedikt-Orgel in der Pfarrkirche St. Oswald eingebaut werden.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Benedikt XVI. hat dazu seinen Segen schon erteilt. Und sein Bruder Georg Ratzinger die Schirmherrschaft für das auf Spenden angewiesene Projekt übernommen.

Beide verbindet viel mit Traunstein. Georg nannte die Stadt einmal die "schönste der Welt". Joseph Ratzinger ist der Ort ebenfalls ans Herz gewachsen. Nur mit einem Besuch hat es bisher, seit er sich Benedikt XVI. nennt, nicht geklappt. In München, Altötting, Marktl, Regensburg und Pentling war der Papst bei seiner Pastoralreise durch Bayern im September 2006 - den Traunsteinern sandte er nur einen Gruß per Funk aus dem Airbus auf dem Rückflug nach Rom. Die Traunsteiner haben ihm das nicht verübelt.

Seit 1937 lebte die Familie Ratzinger in Hufschlag vor den Toren der Stadt. In Traunstein verbrachte Joseph Ratzinger seine Jugend mit Eltern und Geschwistern, besuchte wie sein Bruder das Studienseminar St. Michael. Später kam er als Erzbischof von München-Freising und selbst als Kurienkardinal im Urlaub regelmäßig in die Heimat.

Eine Million Euro soll das Orgelwerk kosten
In St. Oswald feierten die Ratzinger-Brüder 1951 ihre Primiz. Georg kehrte nach seinem Musikstudium 1957 zurück und wirkte sieben Jahre als Kirchenmusiker. Seine Aufgabe soll er so ernstgenommen haben, dass er noch auf dem Fahrrad weiterdirigierte. Benedikt XVI. ist längst Ehrenbürger, eine Büste von ihm steht seit Sommer 2007 vor der Kirche. Nun soll auch bald im Inneren des Gotteshauses nicht mehr nur beim Hochgebet während der Messe des bayerischen Papstes gedacht werden, sondern auch, wenn der Organist in die Tasten greift.

1977 wurde zwar die Hauptorgel grundlegend umgebaut und saniert.
Laut eigens eingerichteter Internetseite unter www.benediktorgel.de kamen damals aber minderwertige Materialien wie Sperr- und Pressholz zum Einsatz. Das rächt sich heute. Die Windkanäle sind undicht und verlieren auf dem Weg zu den Pfeifen so viel Luft, dass sich das Instrument nicht mehr stimmen lässt. Doch nicht nur die Hauptorgel mit dem denkmalgeschützten Gehäuse muss erneuert werden, auch die kleinere Chororgel im Altarraum hat es dringend nötig.

Eine Million Euro soll das Orgelwerk kosten. Spender können Zertifikate in Höhe von 50, 100, 500 und 1.000 Euro erwerben. Gestaltet hat sie der Künstler Walter Angerer. Oberbürgermeister Manfred Kösterke hat das erste erstanden. Unter den Stiftern finden sich der alte Studienkollege von Joseph Ratzinger, Pfarrer Rupert Berger, dazu Stadtpfarrer Sebastian Heindl und die Adelholzener Alpenquellen aus der Nachbarschaft.

Die Verantwortlichen drücken aufs Tempo
Nach und nach sollen alle, die eine Spende für das Projekt aufbringen, im Internet aufgeführt werden, sagt der Kirchenmusiker von St. Oswald, Manfred Müller. Unter den Personen, die schon in den vergangenen Jahren Aktionen rund um die Orgel unterstützten, ist auch politische Prominenz wie der frühere Landtagspräsident Alois Glück und der Grünen-Politiker Sepp Daxenberger.

Die Verantwortlichen drücken aufs Tempo. Schließlich sollen die beiden über 80-jährigen Ratzinger-Brüder das Ergebnis noch selbst erleben. Manch einer hofft womöglich im Stillen auf einen Besuch des Papstes. "Seine" Orgel in Regensburg segnete er ja vor drei Jahren ebenfalls persönlich - jenseits des offiziellen Programms. Das wollte vorher auch keiner glauben.