Sportler protestieren kurz vor Eröffnung der Spiele für Menschenrechte

"One World One Dream"?

Über 100 internationale Sportlerinnen und Sportler, darunter eine Vielzahl von aktuellen Olympia-Teilnehmern, haben kurz vor Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking mit einem öffentlichen Appell an Chinas Staatspräsident Hu Jintao ein Zeichen für die Menschenrechte in China gesetzt. Auch der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Günther Nooke (CDU), hat die Menschenrechtslage in China erneut kritisiert.

 (DR)

Der dreifache Olympiasieger Michael Groß, ebenfalls Unterzeichner des Appells, unterstreicht: "Der Sport kann sich nicht der Frage entziehen, was außerhalb der Wettkampfstätten passiert. Und das gilt besonders bei den Olympischen Spielen 2008, die Gastgeber China ja unter das Motto gestellt hat ‚One World One Dream'. Ich unterstütze daher den Aufruf an Präsident Hu Jintao ganz ausdrücklich. Menschenrechte sind universell gültig und unteilbar, natürlich auch in China."

Der Appell wurde von der Initiative "Sports for Peace" initiiert. Amnesty International und die International Campaign for Tibet erklären sich mit dem Aufruf solidarisch und begrüßen, dass Sportlerinnen und Sportler sich für Menschenrechte einsetzen. Er erscheint heute, am 6. August 2008, als Anzeige in der weltweiten Ausgabe der "International Herald Tribune".

Die Athletinnen und Athleten fordern darin den chinesischen Präsidenten Hu Jintao auf, eine friedliche Lösung der Tibetfrage und anderer Konflikte in China unter Beachtung der Menschenrechte zu ermöglichen, allen Bürgern in China Meinungs-, Religions- sowie Demonstrationsfreiheit zu gewähren, Menschenrechtsverteidiger nicht mehr einzuschüchtern und einzusperren sowie die Todesstrafe abzuschaffen. Das Verhalten der chinesischen Führung in diesen Punkten wird, so der Aufruf, über den Erfolg der Olympischen Spiele entscheiden und das Bild prägen, das die Welt in Zukunft von China haben wird.

Nooke kritisiert Menschenrechtssituation in China
Kurz vor Eröffnung der Olympischen Spiele hat der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Günther Nooke (CDU), die Menschenrechtslage in China kritisiert. Hinter den Kulissen der offenbar perfekt organisierten Wettkämpfe gebe es noch eine andere Realität, sagte Nooke, der sich derzeit in China aufhält, am Dienstag dem RBB-inforadio. Es sei unakzeptabel, dass es in China keine Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit gebe und die Justiz nicht unabhängig sei.

Nach Nookes Worten bieten die Spiele eine Chance, über die Menschenrechte in China zu sprechen. Insgesamt könne man erst nach dem sportlichen Großereignis sagen, ob sich etwas verbessert habe. Es wäre aber naiv zu glauben, dass durch die Olympischen Spiele in kurzer Zeit die ganze Situation geändert werden könne. Allerdings könne die Begegnung mit den Ausländern zu einer Öffnung des Landes beitragen.