Spitzentreffen zwischen Katholischen Bischöfen und den Grünen

Das Tischtuch ist repariert

Mitte der 80er war es nicht gut bestellt um das Verhältnis zwischen Katholischer Kirche und den Grünen: "Das Tischtuch ist zerschnitten", erklärte damals der Kölner Kardinal Josef Höffner. Zu unterschiedlich waren die Standpunkte. Und auch wenn es in den vergangen Monaten noch mal geknistert hat zwischen beiden - wie beim Streit zwischen Volker Beck und Kardinal Meisner - insgesamt überwiegen heute doch die Gemeinsamkeiten. Das bestätigte ein Spitzengespräch am Dienstag erneut. Unterschiedliche Auffassungen gibt es allerdings immer noch.

 (DR)

Nach einem Spitzengespräch haben die katholischen Bischöfe und die Grünen-Führung unterschiedliche Bewertungen der Familienpolitik deutlich gemacht. Während die Bischöfe ein Festhalten am besonderen Schutz für Ehe und Familie im Grundgesetz anmahnten, vertraten die Grünen die Auffassung, dass es für Familie auf Kinder und nicht auf Ehe ankomme. Wie es in einem am Dienstag in Bonn und Berlin veröffentlichten gemeinsamen Kommunique heißt, traten die Grünen auch für ein "Abschmelzen" des Ehegattensplittings ein. Die Bischöfe hätten den engen Zusammenhang von Ehe und Familie betont.

Das gute zweistündige Gespräch am Montagnachmittag in der Grünen-Parteizentrale verlief nach Angaben von Teilnehmern in einer offenen und herzlichen Atmosphäre. Im Mittelpunkt standen Fragen der
Bio- und Medizinethik, der Familien- und Bildungspolitik sowie der sozialen Sicherung und Gerechtigkeit. Die Bischöfe, hieß es, hätten die Position der Grünen bei der Bundestagsentscheidung über die Stammzellforschung gewürdigt. Die allermeisten von ihnen hatten sich am 11. April gegen eine Ausweitung der Forschung mit embryonalen Stammzellen ausgesprochen. Beide Seiten hätten darin übereingestimmt, dass es ethisch unakzeptabel sei, Interessen der Forschung höher zu bewerten als den Schutz der Würde des Menschen.

Vierte Zusammenkunft von Bischofskonferenz und grüner Parteispitze
Bezüglich der anstehenden Regelung für Patientenverfügungen waren sich beide Seiten nach gemeinsamen Angaben einig, dass weitere Klärungen über den Grad der Verbindlichkeit, die Reichweite und die Rolle des Vormundschaftsgerichts notwendig seien. Bischöfe und Grüne plädierten auch für mehr Engagement gegen die steigende Kinderarmut. Die derzeit hohen Zahlen seien eine Blamage für ein reiches Land wie Deutschland. Zudem wandten sich Bischöfe und Grüne gegen soziale Ausgrenzung und sprachen sich für mehr soziale Gerechtigkeit aus. Eine Debatte über sozialstaatliche Fragen und Solidarität im 21.
Jahrhundert sei dringend geboten.

Für die Bischofskonferenz nahmen neben dem Vorsitzenden Erzbischof Robert Zollitsch unter anderen die Kardinäle Karl Lehmann und Georg Sterzinsky, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx und Dresdens Bischof Joachim Reinelt teil. Die Grünen waren unter anderen durch die Bundesvorsitzenden Reinhard Bütikofer und Claudia Roth, die Bundestagsfraktions-Vorsitzende Renate Künast, Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck, Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt und Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke vertreten.

Das Treffen war die vierte hochrangige Zusammenkunft von Bischofskonferenz und grüner Parteispitze. Die Begegnungen fanden 1997 in Bonn sowie 2001 und 2006 in Berlin statt. Beide Seiten vereinbarten eine Fortsetzung des Dialogs. In unregelmäßigen Abständen kommt die Bischofskonferenz mit den Parteien zu Grundsatzgesprächen zusammen.