Der Kölner Dom im Pandemiejahr 2021

Spitzenplatz als Besuchermagnet eingebüßt?

Langsam neigt sich das Jahr dem Ende entgegen. Zeit, auch einmal zu schauen, was sich denn 2021 so alles im und am Kölner Dom getan hat. Denn auch in diesem Corona-Jahr war vieles anders, als man das vorher erwartet hätte.

Blick auf den Kölner Dom / © Guenter Albers (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © Guenter Albers ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Was für ein Ereignis rund um den Kölner Dom kommt Ihnen bei einem Rückblick auf das Jahr 2021 als erstes in den Kopf?

Peter Füssenich (Kölner Dombaumeister): Für die Kölner Dombauhütte war das Jahr 2021 auch kein ganz so leichtes. Denn wie viele andere Menschen sind auch wir von der Pandemie geprägt worden. Aber insgesamt sind wir ganz gut durch die Pandemie gekommen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben da gut mitgezogen.

Der Dom war wahrscheinlich in diesem Jahr nicht wie sonst das meistbesuchte Bauwerk Deutschlands. Wir haben aber diese Zeit genutzt, in der der Dom leer war. Wir konnten an Stellen im Dom arbeiten, was unter den Besuchsbedingungen normalerweise nicht möglich gewesen wäre.

DOMRADIO.DE: Es kommt Ihnen bei einem Rückblick als allererstes das Putzen in den Sinn?

Füssenich: Also, wenn ich nochmal die Highlights des letzten Jahres Revue passieren lasse, ist da sicher etwas, was viele Kölnerinnen und Kölner und auch Menschen darüber hinaus wahrgenommen haben. Ich spreche von der Abnahme des großen Turmgerüsts an der Nordwestecke des Nordturms, das über 30 Meter hohe Hängegerüst, das fast ein ganzes Jahrzehnt am Kölner Dom hing und beinahe ein Wahrzeichen selbst geworden ist.

Die Abnahme dieses Gerüsts war sicher eines der Highlights und legt jetzt wieder den Blick auf die Westfassade frei. Viele Touristinnen und Touristen, die hoffentlich bald wieder kommen, können jetzt endlich wieder Fotos vom Kölner Dom ohne Gerüst machen.

DOMRADIO.DE: Das Saubermachen war sicherlich bei den ausbleibenden Touristenmassen ein wenig einfacher als sonst. Konnten Sie denn auch in Ecken kommen, die Sie sonst vielleicht schwerer erreichen?

Füssenich: Das waren nicht nur Ecken, sondern auch sehr große Flächen. Vielen Besucherinnen und Besuchern, die den Kölner Dom jetzt betreten, wird es auffallen. Er ist irgendwie heller geworden. Das liegt sicher daran, dass sämtliche Fußböden im Kölner Dom gereinigt wurden. Wir haben mit der Kärcher Kulturstiftung zusammengearbeitet und haben diesen wunderschönen Sandsteinboden von dem ganzen Grauschleier befreit.

Auch die Chormosaike aus dem 19. Jahrhundert strahlen wieder wie fast am ersten Tag. Es ist einfach eine große Freude, da durchzugehen, sich dazu bewegen und die wiedergekehrte Farbenpracht im Kölner Dom wahrzunehmen.

DOMRADIO.DE: Das, was Sie jetzt angesprochen haben, ist ein Aspekt aus dem sogenannten "Kölner Domblatts", was die Arbeit des zurückliegenden Jahres dokumentiert. Ein anderer Aspekt ist dieser: Das Bauhüttenwesen ist im vergangenen Jahr in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen worden. Was genau ist eigentlich ein Bauhüttenwesen?

Füssenich: Das im Grunde die Arbeit, die die Bauhütten für den Erhalt des Kulturerbes an den großen Kathedralen in Europa leisten. Wir sind durch diese Einschreibung in die Liste des immateriellen Kulturerbes, genauer gesagt die Liste der guten Praxisbeispiele, durchaus geehrt worden. Die UNESCO hat dem Bauhüttenwesen, also der Leistung aller Menschen, die für den Erhalt dieser Kathedralen sorgen, eine große Ehre erwiesen.

Damit wird auch die Wichtigkeit dieser Arbeiten am Kölner Dom, für die rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Dombauhütte sorgen, betont. Dies beinhaltet, dass der Dom erhalten wird, dass das Wissen um die Kathedrale in die nächste Generation weitergetragen wird, dass wir ausbilden, dass wir traditionelle Handwerkstechniken an junge Menschen weitergeben, die dann unsere Arbeit auch irgendwann weitertragen.

Ein solches Gebäude wie den Kölner Dom oder auch andere große Kathedralen in Europa zu erhalten, ginge ohne diese Menschen, die sich für diese Bauwerke engagieren, gar nicht.

DOMRADIO.DE: Ist es ein bisschen so, wie einen Oscar gekriegt zu haben?

Füssenich: Das klingt jetzt etwas pathetisch, aber ein bisschen fühlte sich das so an. Unsere Arbeit ist untrennbar mit dem Bauwerk selber verbunden. Also, nicht nur das materielle Kulturerbe, der Kölner Dom selbst, ist da wichtig, sondern eben auch all das, was dazugehört, um ihn zu erhalten.

DOMRADIO.DE: Das "Kölner Domblatt", was jedes Jahr rauskommt, bekommen Menschen, die im Zentral-Dombau-Verein Mitglied sind. Für wen ist es vielleicht noch interessant?

Füssenich: Das Domblatt hat eine Auflage von weit über 17.000 Exemplaren. Das sind natürlich in erster Linie alle Mitglieder des Zentral-Dombau-Vereins, die das jetzt zur Weihnachtszeit erhalten. Es ist zudem im Buchhandel erhältlich.

Es umfasst natürlich einen Rückblick aller aktuellen Arbeiten am Kölner Dom, die im letzten Jahr durch die Dombauhütte geleistet wurden. Es ist gewissermaßen eine Essenz der Arbeiten am Dom.

Aber es gibt auch künstlerische, kunsthistorische, kulturhistorische Themen um den Kölner Dom. Und hier sehen wir eigentlich jedes Jahr, dass uns da die Themen nie ausgehen. Denn der Dom ist immer wieder für Geschichten gut. In diesem Jahr sind es vier große Artikel, kunst- und kulturhistorische Beiträge, die sich mit den mittelalterlichen Chorschrankenmalereien befassen, dem Altar der Stadtpatrone von Stephan Lochner und einer ganz besonderen Frau des 19. Jahrhunderts, Sibylle Mertens-Schaaffhausen.

In diesem Artikel wird die besondere Leistung dieser Frau im 19. Jahrhundert auch für ihre Verdienste um den Zentral-Dombau-Verein besonders gewürdigt. Ein sehr lohnender und lesenswerter Artikel.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Kölner Dombaumeister Peter Füssenich / © Henning Kaiser (dpa)
Kölner Dombaumeister Peter Füssenich / © Henning Kaiser ( dpa )

Besucher stehen vor dem Kölner Dom / © Marius Becker (dpa)
Besucher stehen vor dem Kölner Dom / © Marius Becker ( dpa )

Türme des Kölner Doms / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Türme des Kölner Doms / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Reinigungsarbeiten im Kölner Dom / © Alexander Foxius (DR)
Reinigungsarbeiten im Kölner Dom / © Alexander Foxius ( DR )

Coronabedingt nur wenige Besucher im Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti (DR)
Coronabedingt nur wenige Besucher im Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Steinmetzarbeit an der Dombauhütte / © Harald Oppitz (KNA)
Steinmetzarbeit an der Dombauhütte / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR