Spirituelles Forum für Hamburger Hafen-City

Grundstein für „ökumenische Utopie“

Das neue ökumenische Forum „Brücke“ will Grenzen überwinden: Insgesamt 19 christliche Kirchen sind in dem siebenstöckigen Haus in der neuen Hamburger HafenCity unter einem Dach. Nun wurde der Grundstein für das bundesweit einmalige Projekt gelegt.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
 (DR)

So viel Segen wie das Ökumenische Forum HafenCity hat wohl selten ein Bauprojekt erhalten. Mehr als ein Dutzend Geistliche, darunter zwei Bischöfe, wohnten der Grundsteinlegung des bundesweit einzigartigen Zentrums am Montag (25.10.2010) in Hamburg bei. Sie repräsentieren die 19 Konfessionen, die sich an dem seit rund einem Jahrzehnt geplanten Projekt beteiligen. Im Frühjahr 2012 soll das siebenstöckige Haus seine Tore öffnen. Standort: Shanghaiallee, mitten auf der geplanten Achse zwischen Hauptbahnhof und HafenCity.



Eine eigene Kirchengemeinde soll das neue Forum ausdrücklich nicht sein, betonte der Vorsitzende des Trägervereins "Brücke - Ökumenisches Forum HafenCity", der evangelisch-methodistische Pastor Karsten W. Mohr, bei der feierlichen Zeremonie. Vielmehr soll das Zentrum im Wortsinn eine "Brücke" bauen zum vielfältigen Angebot der Kirchen in der Hansestadt. Das ehrgeizige Ziel, das die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche (NEK), das katholische Erzbistum Hamburg und im Laufe der Jahre immer mehr Konfessionen gemeinsam verfolgen: Den Menschen in Europas größtem Städtebauprojekt HafenCity Orientierung zu geben, wie es der evangelische Bischof Gerhard Ulrich ausdrückte.



Gelegentlich wird der neu erschlossene Stadtteil nur mit Blick auf die Schwindel erregenden Kosten der Elbphilharmonie und bloß als Wirtschaftsfaktor wahrgenommen. Kein Wunder, dass Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Christa Goetsch (GAL) in ihrem Grußwort der Lapsus "Ökonomisches Forum" herausrutschte. Um dann klarzustellen, dass Kirche zu unserer Kultur selbstverständlich dazugehöre. Deshalb sei die Wärme und Menschlichkeit eines solchen Zentrums gut für die Weiterentwicklung des neuen Stadtteils, sagte Goetsch. Sie wünsche sich hier Begegnung und auch interreligiösen Dialog. "Möge dieses Haus die Seele der HafenCity werden", sagte die Politikerin.



Thissen: Geistliche Tankstelle

Hamburgs katholischer Erzbischof Werner Thissen nannte das neue Forum eine "geistliche Tankstelle" für alle Menschen in der Hansestadt. "Meine Vision ist, dass von diesem Ort ein deutliches Signal in die Stadt hinein geht vom guten ökumenischen Miteinander der Kirchen und aller Menschen guten Willens." Auftanken können die Besucher künftig in mehrfacher Hinsicht: Neben der Kapelle im Erdgeschoss, die zu Stille und Gebet einladen soll, befinden sich ein Infozentrum sowie das "Weltcafe Elbfaire". In den weiteren Etagen gibt es etwa 20 Wohnungen, Büros für die Nordelbische Bischofskanzlei für den Sprengel Hamburg und Lübeck sowie unter anderem für die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg.



Im obersten Geschoss sind die Räume der geistlichen Gemeinschaft "Laurentiuskonvent", die für die Programmatik des Forums steht. Die Mitglieder verschiedener Konfessionen begleiten auch die Menschen im Wohnprojekt. Die Nachfrage nach den Wohnungen übersteige bei weitem die Erwartungen, sagte Pastorin Antje Heider-Rottwilm vom Laurentiuskonvent.



Entworfen wurde das Haus in höchstem Nachhaltigkeitsstandard vom Saarbrücker Architekturbüro Wandel Hoefer Lorch + Hirsch, das auch die Neue Synagoge in Dresden und das Jüdische Zentrum München gebaut hat. Die Fassade in warmer Backsteinoptik passt sich in die anderen Gebäudekomplexe ein und sticht doch durch geschwungene Front und Einwölbungen hervor. Hier weisen ein weithin sichtbares Kreuz und eine Glocke auf Herkunft und Zweck des Gebäudes hin.



Finanziert wird das 13,8 Millionen Euro umfassende Projekt von den beiden Hamburger evangelisch-lutherischen Kirchenkreisen, der NEK sowie durch die im Verein "Brücke" vertretenen Kirchen. Die ebenfalls am Montag gegründete Förderstiftung Ökumenisches Forum HafenCity soll weitere Mittel einwerben. Den Grundstock bilden 105.000 Euro, die NEK, Erzbistum Hamburg und weitere Kirchen zur Verfügung gestellt haben.