Speyerer Oberhirte Karl-Heinz Wiesemann mit neuem Amt

Ein neues Gesicht als Jugendbischof

Die katholischen Bischöfe haben bei ihrer Herbstvollversammlung wichtige Personalentscheidungen getroffen und einige ihrer Kommissionen neu besetzt. Neuer Jugendbischof ist der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann; dieses Amt wurde zuletzt kommissarisch vom Münchner Weihbischof Bernhard Haßlberger ausgefüllt.

Autor/in:
Michael Jacquemain
 (DR)

Er ist musikalisch, kommunikativ und fröhlich. Für sein neues Amt als Jugendbischof der Deutschen Bischofskonferenz bringt der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann beste Voraussetzungen mit. Dass er in den ersten Amtsjahren nur selten über die Grenzen seines Bistums am Rhein hinaus in Erscheinung trat, war eine bewusste Entscheidung des 51-Jährigen. Er wollte "das Bistum verstehen, die Gemeinden vor Ort kennenlernen und vor allem zuhören".



Wie vielerorts, so plagt sich auch Wiesemann angesichts knapper Personalressourcen mit Strukturreformen herum. Dass dies nicht völlig reibungsfrei, aber scheinbar ohne größere Verwerfungen gelingt, ist auch seiner Kommunikationsfähigkeit zu verdanken.



Wiesemann ist Westfale, doch entgegen dem Klischee wuchs er nicht in einem geschlossenen katholischen Milieu auf, sondern im überwiegend evangelisch geprägten Herford. Es passt, dass er die Deutsche Bischofskonferenz in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) repräsentiert. Fast nirgendwo in Deutschland hat die über Jahrzehnte gewachsene ökumenische Trägerschaft von Sozialeinrichtungen ein so großes Gewicht wie in der Pfalz, in der die Menschen über Jahrhunderte konfessionell hin- und hergetrieben wurden.



Bei Seelsorgern und beim Kirchenvolk zwischen Sankt Ingbert im Saarland und Ludwigshafen kommt der freundlich-eloquent auftretende und authentisch wirkende Wiesemann gut an. Beim 1. FC Kaiserlautern war der bekennende Arminia-Bielefeld-Anhänger auch schon. Ihm wird bescheinigt, Mitarbeiter vor Ort und in der Bistumsleitung neu motivieren zu können. Auch für die Jugend im Bistum hat er ein offenes Ohr und nimmt sich Zeit: Gottesdienst in der Ludwigshafener Jugendkirche, Ministranten- und Jugendtage auf Bistums- oder Weltebene, Eröffnung der Sternsingeraktion, Schirmherrschaft über eine Sozialaktion des BDKJ - er sagt zu, ist dabei und kommt gut an.



Lob für Generation Benedikt

Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) lobt der neue Jugendbischof die Vielfalt kirchlicher Jugendarbeit zwischen traditionellen Jugendverbänden und neuen Formen wie der Generation Benedikt. Wichtig sei, dass die Jugendlichen die Kirche als Glaubensgemeinschaft erfahren und sich über die wichtigen Lebensfragen austauschen könnten.



Sich selbst beschreibt Wiesemann als "Generation Johannes Paul II.". Ihn interessiert die Zeit, die zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) führte, er will die Wurzeln dieser Erneuerung begreifen. Hans Urs von Balthasar, Romano Guardini und Karl Rahner nennt Wiesemann als ihn prägende theologische Figuren. Der fesselnde Prediger plädiert für eine "geistliche Erneuerung" und eine "religiöse Vergewisserung nach den Umbrüchen des Konzils". Und er will, dass die Kirche "aus der Sakristei herauskommt".



Weit weg ist Wiesemann von jeder Form von Fundamentalismus. Sowohl innerkirchlich als auch politisch, wo er vernehmlich "dumpfe rechte Kreise" kritisiert. Große Konflikte musste der musisch und kulturell interessierte Wiesemann bislang noch nicht bewältigen. Doch er weiß, dass sein Amt "neben viel Schönem auch Enttäuschungen mit sich" bringen kann. Natürlich könnten Rolle und Titel Menschen verändern, doch wer das wisse, der passe auf. Andererseits sei Veränderung Teil des Lebens, "und wer sich nicht verändert, bleibt kindisch". Entscheidend sei, betont Wiesemann, dass "die Herzmitte bleibt".