Speyerer Dom mit neuer Internetpräsenz

Kaiserdom virtuell

950 Jahre nach der Weihe des Speyerer Doms kann das weltberühmte Gotteshaus künftig im Internet virtuell besichtigt werden. Nach rund einjähriger Vorbereitung ging nun eine mit moderner audiovisueller Technik aufgebaute Internetseite online.

 (DR)

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann sprach von einem bundesweit besonderen Projekt, das einzigartige Chancen zum Kennenlernen und Erleben des "bedeutenden Kulturraums und Gotteshauses Speyerer Dom" ermögliche.



Die neue Seite zeigt den Kaiserdom in hochauflösenden Digitalfotografien und verbindet mit den Ansichten beispielsweise Informationen zu Baugeschichte oder Kunstwerken im Dom. Besucher können sich auf der Internetseite durch verschiedene Standpunkte im und rund um den Kaiserdom bewegen. 360-Grad-Ansichten schaffen das Gefühl eines echten Rundgangs. Mit den Bildern verknüpft sind auch Musik und Geräusche. "Das Ziel ist es, ein emotionales Erleben des Doms zu ermöglichen", so Projektleiter Marco Fraleoni.



Gemeinsames Projekt

Aufgebaut wurde die Seite gemeinsam von rund um den Dom tätigen Institutionen und Organisationen wie Domkapitel, Dommusik, Dombauverein, Europäische Stiftung Kaiserdom oder dem Historischen Museum der Pfalz.



Angaben zu den Projektkosten für die nicht-kommerzielle Seite seien kaum zu machen, da ein Großteil der Arbeit von den beteiligten Institutionen unentgeltlich geliefert worden sei, sagte Fraleoni.



Seit 1981 Unesco-Weltkulturerbe

In Zukunft soll die Seite weiter ausgebaut werden, etwa mit neuen Standorten wie Galerien oder Domtürme. Zudem sollen die erklärenden Begleittexte auf Englisch übersetzt werden.



Der Speyerer Kaiserdom zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen mittelalterlicher Architektur und gehört seit 1981 zum Unesco-Weltkulturerbe. Als Grabstätte der salischen Herrscher ist das größte erhaltene romanische Gotteshaus der Welt Symbol des Kaisertums.



Den Grundstein legte Konrad II. nach seiner Wahl zum deutschen König 1024. Unter Kaiser Heinrich IV., Konrads Enkel, wurde die Kathedrale 1061 geweiht. Nach ersten Umbauten war der Dom 1106 mit 134 Metern Länge und 33 Meter Höhe das größte Bauwerk des Abendlandes. Der schlimmste Schaden traf den Dom 1689, als im pfälzischen Erbfolgekrieg die Truppen des französischen "Sonnenkönigs" Ludwig XIV. den Dom anzündeten. Historisch bedeutsam ist die Visite des Zisterzienser-Abtes Bernhard von Clairvaux 1146. Er rief dort König und Adel zur Teilnahme am zweiten Kreuzzug auf.



Förderer Helmut Kohl

Neben dem Dombauverein kümmert sich seit zehn Jahren auch die "Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer" um die Erhaltung des Bauwerks. Hinter der Stiftung steht Altkanzler Helmut Kohl (CDU).



Eine Besonderheit ist der sogenannte Domnapf vor dem Hauptportal, eine 1.500 Liter fassende Steinschüssel, die ursprünglich die Grenzmarkierung zwischen den Hoheitsgebieten von Bischof und Stadt war. Geblieben ist der alte Brauch, den Napf bei besonderen kirchlichen Ereignissen mit einem "guten Fuder weißen oder roten Weines" zu füllen.