Künftig sei es wichtig, dass die sehr spendenbereite Gruppe der Über-70-Jährigen bedient und nicht überfordert werde, erklärte der Geschäftsführer des Spendenrates, Martin Wulff, am Freitag in Berlin. Das gelte zum Beispiel für innovative digitale Spendenmöglichkeiten.
Spendenverhalten "normalisiert"
Digitales Spendensammeln dürfe keine Hürde, sondern müsse eine Erleichterung sein, forderte Wulff. Er äußerte sich aus Anlass des 30-jährigen Bestehens des Rates. Zu ihm gehören nach eigenen Angaben derzeit 70 gemeinnützige Mitgliedsorganisationen, vor allem aus dem privaten und religiösen Bereich. Der Rat versteht sich als Dachverband Spenden sammelnder gemeinnütziger Organisationen in Deutschland.
Das Spendenverhalten in Deutschland sei im vergangenen Jahr durch den Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine geprägt gewesen, was zu Rekordspenden von rund 5,7 Milliarden Euro geführt habe. Fast jeder vierte gespendete Euro ging den Angaben zufolge in die Not- und Katastrophenhilfe. Im laufenden Jahr habe sich das Spendenverhalten wieder "normalisiert" und sei in etwa auf das Niveau der Vor-Corona-Jahre zurückgegangen.
Bürgerschaftliches Engagement immer bedeutsamer
Aktuell lägen die Spenden nach einer vom Spendenrat beauftragten Auswertung der Gesellschaft für Konsumforschung bei etwa 2,8 Milliarden Euro, was nur leicht unter dem Stand im Vergleichsjahr 2019 liege. Dabei sind unter anderem Unternehmensspenden, Erbschaften und Spenden an politische Parteien und Organisationen nicht enthalten.
Da sich künftig staatliche Hilfen voraussichtlich immer mehr auf Pflichtaufgaben beschränkten, sei bürgerschaftliches Engagement von wachsender Bedeutung, betonte Wulff. Mit einem jeweils zeitlich befristeten Spendenzertifikat an geprüfte Mitgliedsorganisationen wolle der Rat für Spenderinnen und Spender eine Orientierungshilfe geben. Prüfkriterien seien neben anderen Gemeinnützigkeit, ethische Standards und Transparenz über die verwendeten Spendengelder.
Derzeit führten 67 der 70 Mitgliedsorganisationen des Spendenrates ein solches Zertifikat, das seit 2017 vergeben wird. Die Differenz erkläre sich daraus, dass Neumitglieder nicht sofort über ein Prüfzertifikat verfügten. Bei der Prüfung übernähmen Wirtschaftsprüfer die Qualitätskontrolle, hieß es.