Bischöfe treffen sich in Fulda zur Herbstvollversammlung

Spannende Versammlung erwartet

Einen Tag nach der Bundestagswahl kommen die katholischen Bischöfe zur Herbstvollversammlung in Fulda zusammen. Themen gibt es reichlich.

Traditionell treffen sich die Bischöfe zu ihrer zweiten Jahresvollversammlung im Herbst in Fulda (DBK)
Traditionell treffen sich die Bischöfe zu ihrer zweiten Jahresvollversammlung im Herbst in Fulda / ( DBK )

Unter Leitung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, wollen die 67 Orts- und Weihbischöfe ab Montag über den Fortgang des innerkatholischen Gesprächsprozesses, die ökumenische Sozialinitiative sowie über katholische Schulen in freier Trägerschaft beraten. Weitere Themen sind die aktuelle Situation in Syrien, der katholische Beitrag zum Reformationsgedenken 2017 und Fragen der katholischen Kirchenzeitungen.

Das sind die offiziellen Themen auf der Tagesordnung. Allerdings werden Deutschlands Bischöfe mit vielen weiteren drängenden Fragen konfrontiert. Welche Schlussfolgerungen ergeben sich z.B. aus den jüngsten Äußerungen des Papstes, die enorme Wellen schlugen?

Der Weckruf des Papstes

Die Worte des neuen Papstes wirkten wie ein Weckruf. Mit seinen kritischen Äußerungen zur Ausrichtung der katholischen Weltkirche hat der seit sechs Monaten amtierende Argentinier Jorge Mario Bergoglio für Aufsehen gesorgt. Überrascht von den Aussagen in seinem ersten großen Interview wurden auch die deutschen Bischöfe. Er müsse es erst mal in Ruhe lesen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, und ergänzte: Die Papst-Kritik werde Thema bei der Herbstvollversammlung sein.

Die Programmplanung für das traditionelle Treffen wurde somit von der Aktualität eingeholt. Beobachter stuften die Worte des Papstes als "revolutionär" ein. Er mahnte: Die katholische Kirche dürfe sich nicht länger in den heiklen Fragen der Schwulenehe, der Scheidung, Abtreibung oder Verhütungsmethoden verbeißen. Vielmehr solle sie Barmherzigkeit zeigen, auf die Menschen zugehen und ihre Herzen wärmen. "Ein beeindruckendes Zeugnis des Glaubens", findet Zollitsch.

Neue Bundesregierung und die Personalie Zollitsch
In der Woche nach der Bundestagswahl werden sich die Bischöfe in Fulda gedanklich mindestens ebenso sehr mit den veränderten kirchenpolitischen Konstellationen beschäftigen wie mit den neuen parteipolitischen Gegebenheiten in Berlin. Gesprächsstoff gibt es reichlich: Vor wenigen Tagen hat Papst Franziskus den Amtsverzicht von Erzbischof Robert Zollitsch als Freiburger Oberhirte angenommen. Zwar wird der 75-Jährige wie geplant bis zum Frühjahr an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz bleiben. Dennoch rückt die Wahl des Nachfolgers, die bei der Frühjahrsvollversammlung in Münster ansteht, nun unweigerlich in den Blick.

Zollitsch geht mit römischer Rückendeckung in die letzten Monate seiner Amtszeit. Damit er Konferenzvorsitzender bleiben kann, hat Franziskus eigens eine Ausnahmeregelung zum Statut der Bischofskonferenz erlassen, denn eigentlich darf nur ein amtierender Ortsbischof Vorsitzender sein. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, deutet die Dinge so, dass der Papst großes Vertrauen in den Freiburger Erzbischof setze und damit auch dem Dialogprozess seinen Segen gegeben habe.

Weltbild-Verlag als Problemkind

Am Rand der Vollversammlung könnte auch das Thema Weltbild diskutiert werden. 12 der 27 katholischen deutschen Bistümer, der Verband der Diözesen Deutschlands und die Katholische Soldatenseelsorge sind Gesellschafter des großen Medienunternehmens mit den Milliarden-Umsätzen. Weltbild-Chef Carel Halff hatte im Frühjahr erklärt, bis zum Herbst könne die Umwandlung in eine kirchliche Stiftung abgeschlossen sein. Bislang ist das noch nicht geschehen.

Vergangene Woche hatte FAZ berichtet, einzelne Diözesen trügen den Beschluss zur Stiftungsgründung nicht mehr mit. Die Existenz des Konzerns sei wegen finanzieller Verluste "akut bedroht". Die Geschäftsführung von Weltbild wies das zurück: Der Umbau des Unternehmens führe zu einer "vorübergehenden Verlustsituation". Der Fortbestand des Unternehmens sei "in keiner Weise gefährdet". Die Gesellschafter stehen trotzdem unter Druck, die Zukunft des Medienunternehmens zu klären.

Lage im Bistum Limburg

Spekulieren kann man auch, dass die Bischöfe sich mit der Lage im Bistum Limburg befassen und nach dem Besuch des päpstlichen Sondergesandten, Kardinal Giovanni Lajolo, Bilanz ziehen. Am Mittwoch stärkten, wie zuvor schon der Kölner Kardinal Meisner und der Regensburger Bischof Voderholzer, die Erzbischöfe Gerhard Ludwig Müller in Rom und Werner Thissen in Hamburg dem in die Kritik geratenen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst den Rücken. Glaubens-Präfekt Müller sprach von einer "Kampagne" und einem "sich selbst tragenden Lügengebäude". Thissen zeigte sich zuversichtlich, dass sich der Konflikt in Limburg lösen lässt.

Für Aufsehen sorgte jüngst der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann in der Zölibatsdebatte. Er findet, dass es in der katholischen Kirche künftig auch verheiratete Priester geben könnte. Unterstützung erhielt er dafür vom Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück.

Weiterer Streitpunkt in der katholischen Kirche ist die Frage, wie Frauen künftig in die Kirchen-Arbeit eingebunden werden sollen. Sie sollen mehr Verantwortung in Führungspositionen übernehmen. "Das Zusammenleben von Frauen und Männern im Dienst und Leben der Kirche", wie es offiziell heißt, ist deswegen auch Thema bei der Vollversammlung. Frauen in Weiheämtern? So weit freilich wollen die Bischöfe nicht gehen.

Unklar ist weiterhin, ob und in welcher Form wiederverheiratete Katholiken und konfessionsverbindende Ehepaare zur Eucharistie zugelassen werden. Mehr Barmherzigkeit fordert in dieser Frage auch so mancher Bischof. Eine Lösung der Frage, die sich viele Betroffene sehnlich wünschen, steht aber aus.


Quelle:
dpa , KNA , epd , DR , DBK