Spaniens katholische CajaSur-Sparkasse braucht Rettung vom Staat

Pleite aus Glaubensgründen

Zum Schluss half auch kein Beten mehr. Anfang der Woche sah sich die spanische Zentralbank genötigt, die andalusische Sparkasse CajaSur vor dem Bankrott zu retten. Die der katholischen Kirche gehörende Sparkasse aus Cordoba steuerte unweigerlich auf die Pleite zu.

Autor/in:
Manuel Meyer
 (DR)

Zum Schluss half auch kein Beten mehr. Anfang der Woche sah sich die spanische Zentralbank genötigt, die andalusische Sparkasse CajaSur vor dem Bankrott zu retten. Die der katholischen Kirche gehörende Sparkasse aus Cordoba steuerte unweigerlich auf die Pleite zu.

Verzeichnete CajaSur im vergangenen Jahr bereits 596 Millionen Euro Verluste, kamen in den ersten vier Monaten dieses Jahres weitere 154 Millionen hinzu. "Die Sparkasse blutet von Tag zu Tag mehr aus", beklagte CajaSur-Präsident Santiago Gomez Sierra. Der katholische Priester ist allerdings nicht ganz unschuldig an der Situation. Er musste seinen Posten bereits räumen.

Monatelang wehrten sich Gomez Sierra und die anderen geistlichen Vorstandsmitglieder Joaquin Nieva, Fernando Cruz und Francisco Orozco gegen eine von der spanischen Zentralbank verordnete Fusion mit der größeren und solventen, aus Malaga stammenden Sparkasse Unicaja. Der Zusammenschluss war so gut wie unter Dach und Fach, als der Vorstand erneut von seinem Vetorecht Gebrauch machte. Sein Argument: Die Einigung mit Unicaja hätte einen Abbau von Arbeitsplätzen bedeutet. Jetzt allerdings ist die Zukunft der 3.100 Angestellten in den 475 Filialen noch ungewisser.

Spanische Wirtschaftsmedien werfen den Geistlichen vor, ihr Widerstand gegen eine Fusion sei politisch motiviert. Unicaja steht unter der Kontrolle der sozialistischen Regionalregierung. Mit dieser gerät die katholische Kirche - auch wegen der Reformen der ebenfalls sozialistischen Zentralregierung in Madrid - immer wieder in Konflikte.

"Selbstmord nach allen Regeln der Kunst"
Der bisherige CajaSur-Vizepräsident Juan Ojeda sagte drastisch, was viele Experten vermuteten: "Die Priester agierten wie ein verschmähter Liebhaber, der seine Freundin nach dem Motto umbringt: Du gehörst entweder mir oder niemandem." Auch die spanische Wirtschaftszeitung "Expansion" urteilte, der Fusionsboykott sei ein "Selbstmord nach allen Regeln der Kunst" gewesen.

Nun intervenierte die spanische Zentralbank, setzte den Vorstand ab und stellte die Sparkasse unter ihre Aufsicht. Dadurch bekommt CajaSur jetzt Zugang zum milliardenschweren staatlichen Hilfsfonds für Banken. Zwischen 550 Millionen und zwei Milliarden Euro soll die Sparkasse vom Staat erhalten. Fachleute sind sich sicher, dass nach CajaSur noch weiteren Sparkassen dieses Schicksal bevorsteht - wenn sie sich nicht schnellstens mit anderen Geldinstituten zusammenschließen.

Größte Sparkassenfusion der spanischen Geschichte
Nachdem 2008 in Spanien die Immobilienblase platzte und das Land mit einer schweren Rezession kämpft, sehen sich insbesondere kleine, regional tätige Sparkassen wegen wachsender Kreditausfälle in finanziellen Engpässen. Nach den Jahren des spanischen Baubooms waren sie stärker im lokalen Immobiliengeschäft engagiert als Großbanken. Viele Bauherren und Hauskäufer können ihre Kredite nun aber nicht mehr zurückzahlen.

Erstes Opfer dieser "faulen Kredite" wurde Ende März die Sparkasse Caja Castilla-La Mancha (CCM), die vom Staat mit einer Bürgschaft von neun Milliarden Euro vor dem Zusammenbruch gerettet werden musste. Am Montag war CajaSur an der Reihe. Generelle Kapitalspritzen soll es aber nicht geben. Angeschlagene Sparkassen sollen vielmehr Rückhalt bei noch gesunden Instituten suchen. Die spanische Zentralbank will die Zahl der Sparkassen bereits bis Mitte des Jahres von derzeit 45 auf fast ein Drittel reduzieren.

Am Montag wurde die größte Sparkassenfusion der spanischen Geschichte beschlossen: Caja Mediterraneo (CAM), Cajastur, Caja Extremadura und Caja Cantabria bilden künftig das fünftgrößte Geldinstitut des Landes. Weitere Vereinigungen stehen kurz vor dem Abschluss. Für Glaubensfragen - das dürfte allen Bankern nach dem Fall der katholischen CajaSur klargeworden sein - ist in den Bilanzen kein Platz mehr.