In Spanien betritt das Kirchenoberhaupt schwieriges Gelände

Familientreffen mit dem Papst

Von KNA-Redakteur Burkhard JürgensVatikanstadt (KNA) Auf den ersten Blick sieht es nach einer sicheren Partie aus: Wenn Papst Benedikt XVI. am Wochenende nach Valencia fliegt, um den seit Samstag tagenden Weltfamilientag in einer Messe mit bis zu 1,5 Millionen Teilnehmern zu beschließen, wird er freundlich aufgenommen und bejubelt werden.

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Von KNA-Redakteur Burkhard Jürgens

Vatikanstadt (KNA) Auf den ersten Blick sieht es nach einer sicheren Partie aus: Wenn Papst Benedikt XVI. am Wochenende nach Valencia fliegt, um den seit Samstag tagenden Weltfamilientag in einer Messe mit bis zu 1,5 Millionen Teilnehmern zu beschließen, wird er freundlich aufgenommen und bejubelt werden. Schließlich verbindet die Teilnehmer des katholischen Mammutereignisses vor allem ihre klare Unterstützung für die kirchliche Lehren. Auf dem Programm steht allerdings auch eine - kurze - Begegnung mit Spaniens Regierungschef Jose Luis Rodriguez Zapatero, in dessen Person sich die Auseinandersetzungen der vergangenen Monate um die wachsende Distanz zwischen Staat und Kirche in Spanien bündeln. Daran wird sichtbar, dass die dritte Auslandsreise des Papstes auch delikate Situationen aufweisen könnte.

Es war noch Johannes Paul II., der dieses Weltfamilientreffen wenige Wochen vor seinem Tod einberief - das bislang fünfte seiner Art und gleichsam das Pendant zu den Weltjugendtagen. Für seinen Nachfolger Benedikt XVI. geht es indessen nicht um einen bloßen Pflichttermin: Auch für ihn zählt die Familie zu den Kernpunkten seines Pontifikats. Die Bewahrung einer christlichen Kultur, die religiöse Erziehung der nächsten Generation zur
Nächstenliebe: All das betont das Kirchenoberhaupt immer wieder als für die Gesellschaft unverzichtbare Leistung der Familien.
Ihren Beitrag dürften die Völker "nicht ignorieren, wenn sie der Gesellschaft ein wirklich menschliches Antlitz geben wollen".

So befassen sich in Valencia gleich drei Kongresse parallel - einer für Fachleute, einer für Erwachsene und einer für Jugendliche - mit dem gleichen Thema: "Die Weitergabe des Glaubens in der Familie". Pastoraltheologen, Pädagogen und Kommunikationswissenschaftler diskutieren über theologische Grundlagen und die christliche Familie im Dialog mit der gegenwärtigen Kultur, aber auch über juristische Aspekte, Soziallehre, Bioethik und Ökumene.

All das geschieht in deutlicher Anbindung an das katholische
Lehramt: Die Vortragenden stammen aus über 25 Nationen von Australien über Hongkong bis nach Kolumbien, und nicht weniger als zwei Dutzend Kardinäle stehen auf den Rednerlisten. Der Papst wird am Samstagabend als oberster Lehrer der katholischen Kirche erwartet - ein Heimspiel.

Deutlich mehr Spannungen gibt es in den Beziehungen zwischen Kirche und Gesellschaft. Die sozialistische Regierung Zapatero bereitet der katholischen Kirche Spaniens jedenfalls einigen Kummer. So wurde das Ehescheidungsverfahren erleichtert und die Zivilehe inklusive Adoptionsrecht für homosexuelle Paare eingeführt. Zugleich machte sich Zapatero für eine Herabstufung des schulischen Religionsunterrichts vom Pflicht- zum Wahlfach stark und drängt die Kirche zu mehr finanzieller Selbstständigkeit. Allerdings stehen diese Probleme nicht im Zentrum der Papstreise: Anders als beim Polenaufenthalt im Mai kommt Benedikt XVI. nicht zum Pastoralbesuch des Staates Spanien, sondern als Ehrengast des Familienkongresses. Darin ist diese auf gerade einmal 26 Stunden kalkulierte Visite eher seiner ersten Auslandsreise vergleichbar - das war der Abschluss des Kölner Weltjugendtags im vergangenen August.

Dennoch sind auch am Wochenende Treffen mit den obersten Repräsentanten des Landes vorgesehen, bei denen die eine oder andere Sorge hinsichtlich der neueren politischen Entwicklungen formuliert werden könnte. Auch die Predigt beim großen Schlussgottesdienst am Sonntagmorgen in Valencia böte sich an, nicht nur den Wert der christlichen Familie hervorzuheben, sondern dabei zugleich mehr Frömmigkeit und eine engere Kirchenbindung einzumahnen, die inzwischen selbst in Spanien stark nachgelassen haben. Doch wenige Tage nach dem U-Bahn-Unglück mit 41 Toten werden sich viele Spanier vom Oberhaupt ihrer Kirche in Valencia vor allem Worte des Trostes erwarten.