Sozialverbände warnen vor Armut durch Gasumlage

Forderungen nach Entlastungspaketen

Sozialverbände haben vor einem Anstieg der Armut durch die am Montag bekanntgegebene Gasumlage gewarnt. Sie fordern finanzielle Hilfen und Entlastungen für Menschen mit geringem Einkommen und Rentner in Deutschland.

Autor/in:
Nicola Trenz
Gaszähler / © Bernd Weißbrod (dpa)
Gaszähler / © Bernd Weißbrod ( dpa )

Die Gasumlage sowie steigende Energie- und Lebensmittelpreise trieben Menschen mit wenig Geld in die Zahlungsunfähigkeit, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Sie forderte für den Winter "ein Wärmekontingent von 10.000 Kilowattstunden pro Haushalt zu einem fairen Preis, den jeder bezahlen kann".

Hoher Kostenanstieg erwartet

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) forderte mehr Hilfen für arme Menschen. Die Bundesregierung müsse Rentnern, Menschen in Grundsicherung und Geringverdienenden helfen, sagte SoVD-Präsident Adolf Bauer den Zeitungen der Mediengruppe.

Nach Angaben des Gemeinschaftsunternehmens der Gas-Netzbetreiber, Trading Hub Europe, wird die Umlage ab Oktober bei rund 2,4 Cent pro Kilowattstunde Gas liegen. Auf einen Familienhaushalt kämen damit zusätzlich zu den gestiegenen Gaspreisen Kosten von mehreren hundert Euro zu, sagte Bauer. Er befürchte dadurch einen Anstieg der Sozialhilfeempfänger. Es brauche armutsfeste Regelsätze in der Grundsicherung und die Einführung der Kindergrundsicherung.

Kosten für Strom und Heizen sind stark gestiegen / © Hauke-Christian Dittrich (dpa)
Kosten für Strom und Heizen sind stark gestiegen / © Hauke-Christian Dittrich ( dpa )

Der Paritätische fordert Ausweitung des Wohngelds

Der Paritätische Gesamtverband warnte vor Gassperren und einer neuen Armutsspirale bis hin zu Wohnungsverlust. "Es braucht hier kein Entlastungspäckchen für alle, sondern ein großes Paket für die Armen", sagte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider. Umgehend forderte der Verband beispielsweise eine Ausweitung des Wohngeldes.

"Aufforderungen zum Energiesparen sind nicht gänzlich falsch, klingen aber für ärmere Menschen wie Hohn", kritisierte Schneider. Er regte an, die Menschen zu entlasten, etwa durch die Verlängerung des 9-Euro-Tickets. Zur Finanzierung sozialer Ausgaben forderte der Verband eine Übergewinnsteuer.

Habeck stellt Entlastungen in Aussicht

Die Verbraucherzentrale Bundesverband sprach von einem "Schnellschuss", der Verbraucher erheblich belaste. Die Bundesregierung solle die Einführung der Umlage verschieben, bis ein Entlastungspaket dazu beschlossen ist.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stellte am Montag erneut Entlastungen für Bürgerinnen und Bürger und eine Verlängerung von Hilfsprogrammen für die Wirtschaft in Aussicht. Die Bundesregierung habe sich auf erste Schritte wie eine Ausweitung des Wohngeldes mit einem Heizkostenzuschuss verständigt, so der Minister.

Er sprach sich für weitere Entlastungen aus.

Erneute Schließungen befürchtet

Der Deutsche Kulturrat warnte unterdessen erneut vor steigenden Energiekosten für Kultureinrichtungen. Er forderte staatliche Hilfen.

Der Verband äußerte Besorgnis, wegen eines Gasnotstands erneut die Kultureinrichtungen schließen zu müssen.

Gasumlage soll zunächst rund 2,4 Cent pro Kilowattstunde betragen

Gasverbraucher müssen mit zusätzlichen Kosten ab Oktober rechnen. Die für das deutsche Marktgebiet verantwortliche Gesellschaft Trading Hub Europe gab in Berlin die Höhe der errechneten Gasumlage mit 2,419 Cent pro Kilowattstunde bekannt.

Damit können Gasversorger bis Ende März 2024 den Großteil der Kosten an ihre Kunden weitergeben, die ihnen entstehen, weil sie ausbleibende Lieferungen aus Russland mit neu gekauftem und deutlich teurerem Gas ersetzen müssen.

Eine Gasflamme brennt auf einem Küchenherd / © Hauke-Christian Dittrich (dpa)
Eine Gasflamme brennt auf einem Küchenherd / © Hauke-Christian Dittrich ( dpa )
Quelle:
KNA