Sozialminister Laumann über seine Indienreise

"Die Armut hat mich tief berührt"

Bei einer fünftägigen Reise nach Indien informierten sich der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann und Kirchenvertreter über die Kinderarbeit in Steinminen. Bei der Rückreise von Delhi nach Düsseldorf zog Laumann am Dienstag Bilanz.

Autor/in:
Andreas Otto
 (DR)

KNA: Herr Minister, was war für Sie das eindrücklichste Erlebnis bei der Reise?
Laumann: Mich hat die bittere Armut, in der viele Kinder in Indien leben, tief berührt. Besonders die Straßenkinder, die auf dem Bürgersteig schlafen, haben mich sehr nachdenklich gemacht. Es geht mir nah, in ihre Gesichter zu gucken und zu wissen, dass es um ihre Zukunftschancen schlecht bestellt ist.

KNA: Was haben sie Positives in Indien erlebt?
Laumann: Indien ist ein Land mit vielen jungen Menschen - ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo sich die Zahl der 14-Jährigen in 20 Jahren halbieren wird. In dem hohen Anteil der jungen Generation liegt ein enormes Potenzial, welches das Land nutzen sollte. Dazu muss vor allem in die Bildung investiert werden.

KNA: Die Kinder, die in den Steinminen Grabsteine brechen und Pflastersteine klopfen erfahren aber genau das Gegenteil: Statt die Schule zu besuchen arbeiten sie, um das Familieneinkommen aufzubessern.
Laumann: Der indische Staat ist echt bemüht, Kinderarbeit zu verhindern. Dabei müssen wir ihm aber helfen und dafür sorgen, dass die nach Deutschland eingeführten Produkte aus Indien nicht aus Kinderarbeit stammen. Das gelingt nur über ein einfaches und unabhängiges Kontrollsystem. So stellt "XertifiX" eine Möglichkeit dar, fair gehandelte Stein-Produkte eindeutig zu kennzeichnen.

KNA: Können faire Siegel wirklich menschenunwürdige Produktionsbedingungen verhindern?
Laumann: Damit lässt sich schon eine Menge erreichen. Der Verbraucher hat für Waren aus dem fairen Handel eine hohe Sensibilität entwickelt. Sonst gäbe es davon nicht so viele in Lebensmittelketten.

KNA: Welche Verantwortung kommt den Stein-Importeuren in Deutschland zu?
Laumann: Sie müssen auf die Exporteure einwirken, dass die Steine unter sauberen Bedingungen gewonnen werden. Die Kinder brauchen Bildung - und die Eltern ein Einkommen, das die Existenz der gesamten Familie sichert.