Laut Umfrage gehört der Islam für viele nicht zu Deutschland

Sorge vor wachsender Bedrohung

Viele Bürgerinnen und Bürger sehen den Islam laut einer repräsentativen Umfrage nach wie vor nicht als Bestandteil Deutschlands an. In der Abfrage äußerten 45 Prozent der Befragten, dass der Islam "gar nicht" zu Deutschland gehöre.

Ramadan / © Mrs_ya (shutterstock)

Dies teilten die Alice-Schwarzer-Stiftung, die Giordano-Bruno-Stiftung und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) am Freitag in Köln mit. Lediglich fünf Prozent stimmten der Aussage "voll und ganz" zu, 44 Prozent wollten nur "friedlichen Formen" des Islam ein Zugehörigkeitsrecht zusprechen. Die prinzipielle Ablehnung des Islam war dabei vor allem unter älteren Menschen und sozial schwächeren Schichten stark verbreitet.

Sorge vor wachsender Bedrohung durch islamistische Gruppen

Zugleich zeigten die Deutschen der Untersuchung zufolge aber einen grundsätzlich differenzierten Blick auf den Islam, allerdings hat eine Mehrheit auch Sorge vor einer wachsenden Bedrohung durch islamistische Gruppen. Das Meinungsforschungsinstitut Allensbach interviewte für die Studie gut 1.000 Bundesbürger über 16 Jahren zu ihrer "Einstellung zu Islam und Islamismus".

Nach Angaben der Autoren lebten Ende 2019 zwischen 5,3 und 5,6 Millionen Menschen muslimischen Glaubens in Deutschland. 45 Prozent der Befragten erklärten, dass Muslime zu ihrem Freundes- und Bekanntenkreis gehörten. Dabei gab es einen deutlichen Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland: Während in Westdeutschland jeder zweite Befragte (50 Prozent) einen Muslim oder eine Muslima kannte, waren es in Ostdeutschland nur 22 Prozent.

Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten betonten zudem, dass "Muslime dasselbe Recht auf Religionsfreiheit" haben müssten wie Christen. Zugleich meinten nur fünf Prozent, dass vom Islam keine Bedrohung für die deutsche Gesellschaft ausgehe. Eine Mehrheit von 63 Prozent erlebt "den Islam" zwar nicht grundsätzlich als bedrohlich, wohl aber bestimmte islamistische Gruppen. So gaben 71 Prozent der Befragten an, dass eine "radikale Interpretation des Koran" zur Gewalt anstachele und "in manchen Moscheen Hass und Intoleranz verbreitet wird".

Große Mehrheit für Burka-Verbot

Die Umfrage zeigt auch, dass das Unbehagen an der islamischen Vollverschleierung weiterhin sehr groß ist: 90 Prozent befürworten demnach ein Burka-Verbot, entweder generell oder in bestimmten Bereichen. Beim Kopftuch plädierten 61 Prozent für ein Verbot für Lehrerinnen in öffentlichen Schulen und 53 Prozent für ein Verbot bei Mädchen unter 14 Jahren.

Bei der Frage, welche Parteien in Deutschland sich besonders für den Kampf gegen den radikalen Islam engagieren, schrieben 43 Prozent der Befragten der AfD die größte Kompetenz zu. Danach folgen CDU/CSU mit 21 Prozent, die SPD (9 Prozent), die FDP (7 Prozent), die Grünen (5 Prozent) und die Linken (4 Prozent). Allensbach-Chefin Renate Köcher erklärte dazu: "Es ist eine riskante Konstellation, wenn die überwältigende Mehrheit bei einem wichtigen Anliegen keine der gemäßigten Parteien als Anwalt identifiziert."


Quelle:
epd