Sonderbriefmarke zum Zweiten Vatikanischen Konzil

Erinnerung an einen Meilenstein

Mit einer neuen Sonderbriefmarke erinnert das Bundesfinanzministerium an die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils der katholischen Kirche vor 50 Jahren. Präsentiert wurde die 45-Cent-Briefmarke zum Auftakt der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda.

Vorstellung des Sonderpostwertzeichens "50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil"  (KNA)
Vorstellung des Sonderpostwertzeichens "50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil" / ( KNA )

Das Zweite Vatikanische Konzil sei ein Meilenstein und das bedeutendste Ereignis in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche im 20. Jahrhundert gewesen, sagte am Montag (24.09.2012) der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Am 11. Oktober 1962 waren 2.381 Bischöfe der Einladung von Papst Johannes XXIII. gefolgt, in einer sich immer rascher wandelnden Welt über notwendige Reformen der Kirche nachzudenken. Nach vier Sitzungsperioden beschloss die Bischofsversammlung bis 1965 wegweisende Erklärungen unter anderem über die Religionsfreiheit, über Wege zur Einheit der Christen, über das Verhältnis der Kirche zu den nicht-christlichen Religionen und die kirchliche Sendung der Laien.



Die vier Konstitutionen über ein erneuertes Verständnis als Kirche ("Lumen gentium"), über ihre Existenz in der gegenwärtigen Welt ("Gaudium et spes"), über die volkssprachliche Feier des Gottesdienstes ("Sacrosanctum Concilium") und die biblische Offenbarung Gottes ("Dei Verbum") seien für das Selbstverständnis der katholischen Kirche heute grundlegend, betonte der Mainzer Kardinal Karl Lehmann in seiner Festansprache, die verlesen wurde, weil Lehmann sich kurzfristig einer Knieoperation unterziehen musste.



Die von dem Hannoveraner Grafiker Andreas Ahrens gestaltete Marke zeigt deshalb die in Kreuzesform angeordneten Titel der vier Konstitutionen in goldener Schrift auf weißem Hintergrund. Das Postwertzeichen im Wert von 45 Cent ist ab dem 11. Oktober an den Postschaltern erhältlich.



Lehmann betonte, die katholische Kirche habe durch das Konzil unterstrichen, dass sie keine selbstgenügsame "selbstständige, abgeschlossene Größe für sich" sei, sondern die Sorgen und Nöte der Menschen in aller Welt mittragen und ihnen Gottes Wort nahebringen wolle.



Koschyk erklärte, das Konzil sei nicht nur ein rein kirchliches Ereignis, sondern ein weltgeschichtliches Ereignis ersten Ranges gewesen. So sei die Anerkennung der Religionsfreiheit als Menschenrecht einer "kopernikanischen Wende" in der Geschichte der Kirche gleichgekommen. Zugleich habe die Kirche ihr europäisch geprägtes "abendländisches Gewand" abgelegt und sei sich ihrer Rolle als Weltkirche bewusst geworden.



Zollitsch verteidigt Austrittsdekret

Zollitsch verteidigte zuvor das neue bischöfliche Dekret zum Kirchenaustritt. "Es muss ja Folgen haben, wenn sich jemand auf diese Weise von der Kirche distanziert", sagte Zollitsch dem WDR. Derjenige, der aus der Kirche austrete, könne "ganz klar nicht mehr die Vorteile in Anspruch nehmen wie der, der ein Mitglied der Kirche ist". Er sei dankbar dafür, dass "wir auch vonseiten der Bischofskonferenz mit Zustimmung Roms völlige Klarheit geschaffen haben", betonte der Bischof.



Nach dem in der vergangenen Woche vorgestellten Dekret der Deutschen Bischofskonferenz ist ein Austritt aus der katholischen Kirche mit weitreichenden Sanktionen verbunden. Folgen sind demnach Ausschluss vom Empfang der Eucharistie beziehungsweise des Abendmahl und der Krankensalbung. Auch das kirchliche Begräbnis kann verweigert werden. Die katholische Kirche reagiert damit auch auf den Kirchensteuerstreit zwischen dem katholischen Kirchenrechtler Hartmut Zapp und der Erzdiözese Freiburg. Zapp zahlt seit seinem Austritt auf der Körperschaft öffentlichen Rechts 2007 keine Kirchensteuer mehr, erachtet sich aber weiterhin als gläubiges Mitglied der Kirche.



Der Freiburger Bischof widersprach dem Vorwurf, der katholischen Kirche gehe es bei der Mitgliedschaft Gläubiger in der katholischen Kirche vor allem um das Geld in Form der Kirchensteuer. "Nein, es geht um die Solidarität der Gläubigen, dass jeder, der Mitglied der Kirche ist, auch nach seiner Maßgabe die kirchlichen Tätigkeiten unterstützt", sagte er. Es gehe um die Glaubwürdigkeit der Sakramentalität der Kirche. "Ich kann nicht halb Mitglied sein oder nur zum Teil. Entweder ich bin Mitglied und übernehme die Verpflichtung oder ich sage mich los."



Zollitsch wies die auch von katholischen Sozialethikern geäußerte Kritik am sogenannten Dialogprozess zwischen Bistümern und Laien zurück. Auf dem Katholikentag in Mannheim im Mai sei ein Weg gefunden worden, "wie wir miteinander sprechen können". Zu der Stellung der Frau in der katholischen Kirche etwa werde es auf der kommenden Frühjahrsvollversammlung in Trier einen Studientag geben. Auch gehe die Kirche weiter der Frage einer umfassenden Seelsorge für Geschiedene und Wiederverheiratete nach. Auf der Bischofskonferenz in Fulda würden diese Fragen weiter beraten. "Es ist vieles angestoßen worden, und wir sind gemeinsam auf einem guten Weg."