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Sommergefühle 2. Schwimmen

Mit einem Kopfsprung ins Wasser. Tief eintauchen. Und dann im kühlen Nass vor allem eines hören: die Stille.

Blick auf den See Genezareth / © makarenko7 (shutterstock)
Blick auf den See Genezareth / © makarenko7 ( shutterstock )

Seit ich mit ungefähr fünf Jahren schwimmen gelernt habe, habe ich es immer und überall gemacht. Bin vor der Schule und vor den Veranstaltungen der Uni früh aufgestanden, habe meine Bahnen geschwommen, damals auch noch gegen die Uhr und um neue persönliche Bestzeiten gekämpft.

Als ich für Praktika oder Studium ins Ausland zog, wusste ich genauso schnell, wo der nächste Supermarkt war, wie ich die Öffnungszeiten des nächsten Schwimmbades in meinen Kalender eingetragen hatte.

Sogar in Paris, wo Hallenbäder einfach nur schrecklich voll sind, niemand in Bahnen schwimmt und selbst die Luft so voll mit Chlor ist, dass die Augen schon vom Ein- und Ausatmen zu tränen anfangen.

Doch Chlor und enge Umkleiden und ältere Damen im Wasser, die sich in Schneckentempo und hocherhobenen Hauptes im Wasser den neuesten Klatsch und Tratsch erzählen, das alles war mir egal. Hauptsache ich konnte schwimmen.

Aber erst im Freibad wurde aus dem Schwimmen ein Sommergefühl. Erst, wenn mir beim Auftauchen keine Chlorschwaden um die Nase wehen, sondern mir der Regen auf den Kopf fällt oder die Abendsonne sich im leerer werdenden Becken spiegelt fühlt, sich Schwimmen nach Sommer an.

Besonders sommerig fühlt sich Schwimmen deswegen in Seen oder im Meer an. Ich erinnere mich z.B. an ausgedehnte Schwimmausflüge von der Jugendherberge Kara Deshe auf den See Genezareth.

Oder Badetage an einem kleinen See in Schweden, als die Kinder noch klein waren. Einmal den ganzen See an der Seite von Mama queren – ein Abenteuer, eine Mutprobe und am Ende der ganze Stolz des damaligen Grundschülers.

Und eines der schönsten Sommergefühle, das ich kenne: sehr nass, sehr müde und sehr stolz aus dem Wasser klettern, sich umdrehen und über die Strecke staunen, die man da gerade schwimmend zurückgelegt hat.

Schwimmen und Sommer – das kann ich kaum trennen. Und doch war ich tatsächlich, ich glaube es selber kaum, zuletzt vor zwei Jahren schwimmen. Das lag natürlich auch an Corona. Aber nicht nur. Das wunderbare Freibad hier in der Gegend hat vor zwei Jahren sein Schwimmerbecken geschlossen.

Es gibt zwar noch weitere Becken – aber keine mehr zum wirklichen Schwimmen.

Neuer Sommer, neues Glück. Wir fahren nach Mecklenburg-Vorpommern, der nächste Badesee liegt laut Google 5,6 km durch den Wald entfernt. Vielleicht fühlt sich das Schwimmen da wieder wie Sommer an.

Das wäre wunderbar.