Somalia-Kontaktgruppe berät über Friedenstruppe

Blauhelme gegen eine Million Waffen?

In Kenias Hauptstadt Nairobi sind am Freitag Mitglieder der Somalia-Kontaktgruppe zusammengetroffen, um über eine Lösung für den Konflikt in dem afrikanischen Land zu beraten. Bei der Zusammenkunft von diplomatischen Vertretern aus den USA, Europa und Afrika geht es auch um den Einsatz einer Friedenstruppe in Somalia. Deutschland gehört der Kontaktgruppe an. Unterdessen rief der Vize-Chef des Terrornetzwerk El Kaida, Aiman el Sawahiri, die Islamisten in Somalia in einer Videobotschaft zum Kampf gegen die "Kreuzzügler" auf.

 (DR)

Ein Ultimatum zur Abgabe der Waffen in Somalias Hauptstadt Mogadischu lief am Donnerstag den Angaben zufolge ohne Konsequenzen ab. Nur wenige Kämpfer hätten Gewehre oder Handgranaten übergeben. In der Zwei-Millionen-Einwohnerstadt Mogadischu sollen angeblich eine Million Waffen im Umlauf sein. Premierminister Ali Mohammed Ghedi soll eine Entwaffnungsaktion für das Wochenende angekündigt haben.

Äthiopiens Premierminister Meles Zenawi will seine Soldaten laut BBC sobald wie möglich wieder aus Somalia abziehen. In den vergangenen zwei Wochen hatte die äthiopische Armee die bislang herrschende «Union der islamischen Gerichte» erst aus Mogadischu und dann aus ihrer letzten Hochburg Kismayo vertrieben.

Um die Flucht von Terroristen zu verhindern, patroullieren US-Kriegsschiffe vor der Küste. Das benachbarte Kenia hat seine Grenze geschlossen, um das Einsickern von islamischen Kämpfern zu verhindern. Das Land schickt auch Flüchtlinge zurück.

Der anglikanische Bischof in Kenia, Benjamin Nzimbi, kritisierte diese Entscheidung. "In Notzeiten ist es wichtig, menschlich zu bleiben", sagte er der ökumenischen Nachrichtenagentur ENI. Die Flüchtlinge aus Somalia dürften nicht dort bleiben, wo sie vom Tode bedroht seien.

Hilfswerke rufen zu Spenden auf
Kirchliche Hilfswerke in Deutschland riefen zu mehr Unterstützung für die Vertriebenen in der Krisenregion auf. Aus Angst vor neuen Kämpfen und Unruhen in Somalia harrten Hunderttausende von Menschen weiterhin in provisorischen Lagern aus, teilten Caritas international und die Diakonie Katastrophenhilfe in Freiburg und Stuttgart mit. Die Hilfsorganisationen versorgen mit somalischen Partnern 30.000 Menschen mit Trinkwasser, Nahrung, Plastikplanen und Moskitonetzen.

Am Neujahrstag hatten die Islamisten ihre letzte Hochburg in Somalia, die Hafenstadt Kismayo, aufgegeben. Sie sind seitdem auf der Flucht. Äthiopische Soldaten, die die weitgehend machtlose somalische Übergangsregierung unterstützen, sollen nach dem Wunsch der Regierung im Land bleiben, bis eine Friedenstruppe unter dem Mandat der Afrikanischen Union in Somalia stationiert ist. Seit der Flucht des Diktators Siad Barre vor 16 Jahren hatte Somalia keine zentrale Regierung mehr.