Solwodi fordert mehr Schutz für Frauen gegen sexuelle Ausbeutung

Zunehmende Wohnungsprostitution

Die Hilfsorganisation Solwodi fordert mehr Schutz für Frauen, die von Zwangsprostitution und Menschenhandel betroffen sind. Wie wichtig das ist, zeige der jüngste Bericht des Bundeskriminalamts zu Menschenhandel und Ausbeutung.

Symbolbild Prostitution / © Kaspars Grinvalds (shutterstock)
Symbolbild Prostitution / © Kaspars Grinvalds ( shutterstock )

Dieser werte die Zahlen im vergangenen Jahr aus, erklärte Solwodi in Koblenz. Das Bundeskriminalamt, das Ende August das Bundeslagebild Menschenhandel und Ausbeutung 2024 veröffentlicht hatte, listet insgesamt 576 abgeschlossene Ermittlungsverfahren im Bereich Menschenhandel und Ausbeutung auf. Der Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung steht dabei mit rund 364 Verfahren an oberster Stelle und mache den höchsten Wert der zurückliegenden zehn Jahre aus, hieß es.

Weiterhin zugenommen habe auch der Menschenhandel in der sogenannten Wohnungsprostitution: In 270 Fällen wurde sexuelle Ausbeutung in Privatwohnungen festgestellt, während es 2023 noch 201 waren. Dies entspreche einem seit Längerem beobachteten Trend, dass sich Prostitution weg von Bordellen und Laufhäusern entferne und hin zur Wohnungsprostitution mit Anbahnung durch das Internet verlagere, erklärte Solwodi. 

Privatwohnungen seien jedoch unter der gegenwärtigen Prostitutionsgesetzgebung für die Polizei nur schwer zu kontrollieren, was den Menschenhandel begünstige.

Kampf gegen Zwangsprostitution (dpa)
Kampf gegen Zwangsprostitution / ( dpa )

Laut Bundeslagebild repräsentierten deutsche Frauen die größte Gruppe der Betroffenen, erklärte der Frauenhilfsverein und vermutet zugleich eine hohe Dunkelziffer unter ausländischen Frauen. Deutsche Frauen seien besser über ihre Rechte als deutsche Staatsbürgerinnen informiert, und es bestehe eher ein Grundvertrauen in die Behörden, weshalb die Wahrscheinlichkeit für eine Anzeige höher sei als bei anderen Nationalitäten.

Mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt

In der täglichen Solwodi-Arbeit seien es jedoch vor allem Frauen aus Nigeria und anderen westafrikanischen Ländern, die sexuelle Ausbeutung erfahren, hieß es. Sie würden durch falsche Versprechungen und die Aussicht auf bessere finanzielle und berufliche Perspektiven nach Deutschland gelockt und in Abhängigkeit gebracht. Angst vor den Hintermännern und die mangelnden Erfolgsaussichten eines Verfahrens verhinderten vielfach den Gang zur Polizei.

In seiner eigenen Kontaktstatistik erfasste Solwodi im Jahr 2024 insgesamt 285 Frauen, die von Zwangsprostitution und Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung betroffen waren oder bei denen dieser Verdacht bestand. Sexuelle Ausbeutung mache auch vor Minderjährigen keinen Halt, mahnte Solwodi: 209 Ermittlungsverfahren mit minderjährigen Betroffenen wurden laut dem Bundeslagebild im Jahr 2024 abgeschlossen, davon rund 195 Verfahren wegen kommerzieller sexueller Ausbeutung. Das durchschnittliche Alter der Betroffenen lag bei 15 Jahren.

Solwodi, kurz für "Solidarity for Women in Distress" (Solidarität mit Frauen in Not) ist nach eigenen Angaben in 18 Städten in Deutschland mit insgesamt 21 Fachberatungsstellen sowie 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekten vertreten.

Frauenhilfsorganisation SOLWODI

Die Frauenhilfsorganisation SOLWODI existiert seit 1985. Das Kürzel steht für SOLidarity with WOmen in DIstress (Solidarität mit Frauen in Not). Die Ordensfrau Lea Ackermann gründete die Organisation zunächst, um damit kenianischen Frauen aus der Elendsprostitution herauszuhelfen. 

Symbolbild Gewalt an Frauen / © Doidam 10 (shutterstock)
Symbolbild Gewalt an Frauen / © Doidam 10 ( shutterstock )
Quelle:
epd