Kardinal Marx will Kirchenkrise nicht von Reformdebatte trennen

"Sollten zuerst auf Christus hören"

Bei der Herbstvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum München und Freising mahnten Kardinal Marx und der Diözesanrats-Vorsitzende Hans Tremmel Neuerungen an. Man müsse nach vorne gehen, ohne auszublenden, was war. 

Reinhard Kardinal Marx / © Lennart Preiss (dpa)
Reinhard Kardinal Marx / © Lennart Preiss ( dpa )

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat mit Blick auf die katholische Kirche vor einer Trennung der aktuellen Krise von der Reformdebatte gewarnt. "Viele denken, dass wir natürlich administrativ alles tun müssten, um bessere Wege zu finden, aber das habe nichts mit der Reform der Kirche zu tun. Da bin ich dezidiert anderer Meinung", sagte der Erzbischof von München und Freising bei der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken am Wochenende in der bayerischen Landeshauptstadt.  Die Katholiken hätten einen "Weg zu gehen in eine neue Epoche der kirchlichen Wirklichkeit, mit Mut, mit einem Blick nach vorne" - ohne "auszublenden, was war".

"Aufarbeitung muss weitergehen"

Marx sagte, der Begriff "Synodal" solle als "Adjektiv für die gesamte Kirche" verstanden werden. Was dies für ihn als Person bedeute, müsse er noch lernen. Es könne für Kirche jedenfalls nicht darum gehen, "Räume zu besetzen und zu verteidigen, sondern Prozesse in Bewegung zu setzen".

Für die aktuellen kirchlichen Reformbestrebungen - den vom Papst angestoßenen Synodalen Prozess für die Weltkirche, den Synodalen Weg in Deutschland und den Gesamtstrategieprozess im Münchner Erzbistum - wünschte sich Marx: "Wir sollten zuerst auf Christus hören." Am Ende werde es nicht darum gehen, "wer gewonnen hat".

Zur Missbrauchsaufarbeitung erklärte der Kardinal, das von seiner Erzdiözese beauftragte und für Herbst erwartete Missbrauchsgutachten sei dabei "ein unverzichtbarer Baustein, aber es ist nicht die Aufarbeitung. Es muss weiter gehen." Auch die ansteigende Diskussion um geistlichen Missbrauch wolle er mit den Betroffenen vertiefen.
Zu seinem weiteren Wirken als Erzbischof sagte Marx: "Ich möchte mit großer Freude, mit Zuversicht mit Ihnen zusammen weiterarbeiten an einer Kirche, die Zukunft hat."

"Sollen alle mitreden dürfen"

Tremmel kritisierte einen "Webfehler" im Synodalen Prozess für die Weltkirche. Laien seien in das Reformvorhaben zwar eingebunden, "aber doch eher als Balljungen, die zwar ganz nah dran sind am Spielfeldrand und die gelegentlich auch mal den Spielball zurückwerfen dürfen, wenn er ins Aus gekickt wird. Aber richtig mitspielen dürfen sie nicht." Tremmel schlug für den Prozess eine "katholische Drei-G-Regel" vor: "getauft, gefirmt, geweiht". So sollten "alle mitreden und mitentscheiden dürfen, was alle betrifft".

In Richtung Marx äußerte Tremmel "höchsten Respekt" für dessen Rücktrittsangebot vom Sommer. Dass Marx jedoch später abermals von einem möglichen Amtsverzicht gesprochen habe, habe "erneut Irritationen ausgelöst". Tremmel sagte, er sei gefragt worden: "Was ist denn los mit unserem Erzbischof? Hat der Kardinal keinen Bock mehr auf uns und seine Erzdiözese?" Tremmel weiter: "Wir jedenfalls würden gerne mit Ihnen weitermachen."


Quelle:
KNA
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