Pfingstkrippe in Kirchengemeinde St. Sebastian in Roisdorf

"Solche Dinge werden sehr schnell zur Tradition"

Bei Krippenbildern denkt man zuerst an Advents- und Weihnachtskrippen. In der Kirche St. Sebastian in Roisdorf gibt es nun aber eine Pfingstkrippe zu begutachten.

Symbolbild Pfingsten, Heiliger Geist / © Thoom (shutterstock)
Symbolbild Pfingsten, Heiliger Geist / © Thoom ( shutterstock )

Wie es dazu gekommen ist, erklärt Ernst Gierlich, Mitglied des Liturgieausschusses der Kirchengemeinde, im Interview.

DOMRADIO.DE: Wie sind Sie in Roisdorf auf die Idee gekommen, eine Pfingstkrippe aufzubauen?

Dr. Ernst Gierlich (Mitglied im Liturgieausschuss in der Kirchengemeinde St. Sebastian in Roisdorf): Ja, daran haben wir zunächst auch gar nicht gedacht. Aber das hat sich so in den letzten Wochen ziemlich spontan entwickelt. Es war so: Die Ehrenamtsbeauftragte unseres Seelsorgebereichs, Frau Mölder, suchte gerade angesichts der Corona-Krise nach Möglichkeiten, wie man Kinder trotz der Kontaktsperren in die kirchlichen Feste einbinden kann. Da hatte sie sich zuerst etwas zum Thema Frieden überlegt. Da waren wir dann auf die Idee gekommen, Friedenstauben in dieser Origami-Technik zu basteln.

Aber Taube – Friedenstaube? Da ist man natürlich sehr schnell bei der Taube des Heiligen Geistes – und damit auch beim herannahenden Pfingstfest. Das hat dann der Herr Halbach, der Diakon unseres Seelsorgebereichs "Bornheim - an Rhein und Vorgebirge", aufgegriffen und sich einige Gedanken darüber gemacht und dann den Plan entwickelt, die Tauben oder auch von Kindern gebastelte Feuerzungen über eine szenische Darstellung des Pfingstereignisses zu platzieren und dies dann vor dem Altar unserer Roisdorfer Pfarrkirche Sankt Sebastian aufzustellen – also sozusagen eine Pfingstkrippe zu bauen.

DOMRADIO.DE: Können Sie diese Krippe beschreiben? Wie sieht die aus?

Gierlich: Man muss natürlich schauen, wie man so etwas umsetzt. Da braucht man erst einmal eine Kulisse, die dieses Obergemach präsentiert, wie es auch in der Apostelgeschichte beschrieben ist, wo sich nach der Himmelfahrt Jesu Maria und die Apostel versammelt haben und dort bis zur Herabkunft des Heiligen Geistes zusammengeblieben sind. So eine Kulisse gab es erstmals zu konstruieren. Hier in Roisdorf geht so etwas sehr rasch – und auch Hand in Hand. So hat sich dann eine Roisdorfer Schreinerei daran gemacht, ein Triptychon zu konstruieren aus drei mit Scharnieren verbundenen Holzplatten von einer Länge jeweils von etwa 120 Zentimetern, die dann als Saalkulisse zu bemalen waren.

Für die Bemalung hat Diakon Halbach die Roisdorfer Krippenbau-Mannschaft angesprochen, die bei solchen Dingen immer sofort bei der Sache ist. Ich bin auch Mitglied dieser Krippenbau-Mannschaft. Da war natürlich dann die Frage: Wie bemalt man so etwas? Da haben wir uns dann inspirieren lassen von dem sogenannten Coenaculum in Jerusalem. Das ist ein Saal, der bis heute als der Saal des Abendmahls und auch des Pfingstereignisses verehrt wird. Auch wenn er in seiner heutigen Form nicht aus biblischer Zeit stammt, sondern aus dem Mittelalter und gotische Formen aufweist. In dieser Weise haben wir dann die Kulisse bemalt.

DOMRADIO.DE: Sie haben ja in Ihrer Gemeinde auch bereits in der Adventszeit immer sehr aufwändig Krippen gestaltet. Ist das bei Ihnen so eine Art Tradition mit dem Krippenbau?

Gierlich: Absolut. Wir haben eine ganz tolle Krippe, die sich in jedem Jahr zu besehen lohnt. Und zwar, weil sie sehr vielfältig ist. Wir haben Krippenfiguren, die beweglich sind, die also bewegliche Köpfe und Glieder haben und auch mit Stoff und Kleidern angezogen sind, die man zu sehr bewegten Szenen jeweils anders arrangieren kann. Insofern haben wir nicht nur eine klassische Weihnachtskrippe, sondern auch eine Adventskrippe.

In jeder Woche ändern sich die Bilder. Das geht also von der Verkündigung an Maria aus, über die Heimsuchung, über die Vermählung, über die eigentlichen Weihnachtsszenen, bis hin zur Darstellung im Tempel. Das geht praktisch von Anfang Dezember bis in den Februar hinein. Wir haben eine sehr schöne Krippe, mit der sich sehr Vielfältiges gestalten lässt. Insofern war die Idee auch richtig: Warum soll man damit nicht einmal eine Pfingstkrippe gestalten?

DOMRADIO.DE: Können Sie sich vorstellen, auch zu anderen festen Krippen zu gestalten?

Gierlich: Wenn wir das jetzt einmal gemacht haben, diese Kulisse des Saals zum Beispiel, den könnte man natürlich auch als Gründonnerstags-Abendmahlssaal verwenden. Aber das muss sich erst ein bisschen zeigen. Andererseits: Solche Dinge, wie wir sie jetzt gemacht haben, werden sehr schnell zur Tradition. Also ich kann mir das ganz gut vorstellen.

Das Interview führte Martin Bornemeier. 

Krippe

Krippen sind Futtertröge. In der Heiligen Schrift werden sie im Zusammenhang mit der Geburt Jesu erwähnt. Beim Evangelisten Lukas heißt es: Maria "gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war." 

Als Krippe wird auch die ganze figürliche Darstellung der Geburtsszene bezeichnet. Erstmals als Abbildung des Geburtsgeschehens Jesu sind Krippen im 16. Jahrhundert in Italien und Spanien nachweisbar, bald darauf auch in Süddeutschland. 

Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore (shutterstock)
Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore ( shutterstock )
Quelle:
DR