Soforthilfe für die Bevölkerung im Libanon notwendig

Wer kann, verlässt das Land

Keine Nahrungsmittel, kein Trinkwasser, kein Telefon. Mindestens 15.000 Menschen sind im Südlibanon durch die israelischen Angriffe von jeglicher Versorgung abgeschnitten, das berichten Hilfsorganisationen. Der libanesische Premier Siniora hat die internationale Staatengemeinschaft bisher erfolglos gebeten, einzugreifen.

 (DR)

Keine Nahrungsmittel, kein Trinkwasser, kein Telefon. Mindestens 15.000 Menschen sind im Südlibanon durch die israelischen Angriffe von jeglicher Versorgung abgeschnitten, das berichten Hilfsorganisationen. Der libanesische Premier Siniora hat die internationale Staatengemeinschaft bisher erfolglos gebeten, einzugreifen.

Ausreisewillige Deutsche haben den Libanon verlassen
Über 2000 Deutsche konnten den Libanon inzwischen mit Bussen und Schiffen verlassen. Sie sind nach Zypern oder Damaskus gebracht worden. Heute sollen sie mit Sondermaschinen nach Deutschland geflogen werden. Notarztteams der Feuerwehr sollen den Flüchtlingen in Damaskus helfen, Teams der Malteser begleiten die Flüchtlinge auf dem Rückflug und leisten psychologische und bei Bedarf auch medizinische Hilfe. Flugzeuge der Bundeswehr unterstützen die Chartergesellschaften.
Ein Interview mit Sören Petri, Leiter der Psychosozialen Unterstützung des Malteser Hilfsdienstes.

Bundesregierung gibt eine Million Euro
Außenminister Steinmeier bezeichnete die humanitäre Lage im Libanon als kritisch.
Die Bundesregierung hat für die Not leidende Zivilbevölkerung im Libanon eine Million Euro Soforthilfe bereitgestellt. Deutsche und internationale Hilfsorganisationen sollen damit akute Hilfsmaßnahmen finanzieren. Dazu zählt die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser sowie medizinische Hilfe.

Fast eine halbe Million Flüchtlinge
Im Libanon sind nach UN-Angaben immer mehr Menschen auf der Flucht vor israelischen Luftangriffen. Mehr als 400.000 Menschen seien im Kriegsgebiet vertrieben worden, teilte am Dienstag die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf mit.
Die Behörden des Libanon hätten massive Schwierigkeiten, die Kriegsflüchtlinge zu versorgen, berichtete die WHO. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) äußerte sich besorgt über die Lage von rund 20.000 Flüchtlingen und Asylsuchenden aus dem Irak und dem Sudan. Sie könnten wegen der angespannten Lage in ihren Herkunftsländern nicht zurückkehren, hieß es. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) stellte 200.000 Euro Soforthilfe für den Libanon zur Verfügung. Die Krankenhäuser im Libanon seien weiter in Betrieb, müssten aber auf Grund der hohen Belastung mit zusätzlichen Medikamenten ausgestattet werden.

Kirchliche Gebäude in Beirut bieten Schutz gegen Angriffe
Klöster der mit Rom unierten maronitischen Kirche im Libanon wollen Libanesen und Ausländern Schutz bieten, die vor den israelischen Angriffen auf Beirut Unterschlupf suchen. Konvente, Schulen und andere kirchliche Institutionen sollten Christen und Muslime aufnehmen, forderte der Generalsuperior der Kirche, Seman Abou Abdo, dem katholischen Nachrichtendienst «Asianews» vom Dienstag zufolge.
Das Angebot gilt vor allem der philippinischen Minderheit im Land, die bislang nicht vor den Angriffen fliehen konnte. Rund 34.000 philippinische Gastarbeiter katholischen Glaubens sind vor allem als Haus- und Hotelangestellte tätig.

Auch viele andere Kirchen im Krisengebiet haben ihre Kirchen und Gemeindezentren für Flüchtlinge und Not leidende Menschen geöffnet: Der Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Beirut, Uwe Weltzien, beklagt die "katastrophale Zerstörung" im Libanon. Das Land sei bereits jetzt um viele Jahre zurückgeworfen, sagte der Theologe in Beirut dem epd. Es gebe unglaubliches, individuelles Leid. Die Kirchengemeinde versuche zurzeit vor allem, beruhigend auf die Menschen in der psychisch extrem angespannten Situation einzuwirken. Gemeinsam mit der Deutschen Botschaft sammele die Gemeinde Daten von Personen, die ausreisen wollen.